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2.2 Verschiedene Theorien des Übersetzens

Tab. 1: Drei Grundrichtungen des Theoretisierens über das Übersetzen

FOKUS THEORIE GRUNDIDEEN
1. Blick auf den Text (AT/ZT)   linguistische Übersetzungstheorien   Äquivalenz, Invarianz Text Textsorte Texttyp Sprechakt
2. Blick auf den Übersetzer psycholinguistische, kognitionstheoretische Übersetzungstheorien Lautes Denken, translatorische Strategien, Intuition, Kognition, Kreativität
3. Blick auf die Übersetzungsleistung Handlungstheorien des Übersetzens interkulturelle Kommunik. Expertenhandeln Handlungsfaktoren

 

(nach Stolze, Radegundis (19972): Übersetzungstheorien. Eine Einführung (=Narr Studienbücher). Tübingen: Narr und Horn-Helf 1999: 43ff.)

 

2.2.1 Linguistische Übersetzungstheorien

für linguistische Übersetzungstheorien ist v.a. der Begriff der Äquivalenz wichtig geworden damit wird eine Relation zwischen AT und ZT beschrieben: der ZT ist in Bezug auf den AT äquivalent (Gleichheit in verschiedensten Aspekten).

Äquivalenz bezeichne[t] eine Relation zwischen einem Ziel- und einem Ausgangstext, die in der jeweiligen Kultur auf ranggleicher Ebene die gleiche kommunikative Funktion erfüllen (können) (Horn-Helf 1999: 46).

Äquivalenz lässt sich auf verschiedene Teilaspekte von Texten beziehen der Begriff lässt sich verstehen als Angemessenheit, Gleichwertigkeit, Übereinstimmung, sinngemäße Entsprechung, Wirkungsgleichheit.

a) Denotative Äquivalenz: wichtig für technische Texte, Invarianz der Denotation, d.h. der Begriffskerne (gleiche Darstellung des außersprachlichen Sachverhalts), - Bezeichnungsäquivalenz, [control - Regelung, Steuerung, Bedienung, Regelgerät, Regler etc.], in Fällen der Nichtäquivalenz werden folgende Strategien eingesetzt: Übernahme von Ausdrücken aus der AS, Bedeutungsanpassung (Lehnübersetzung), neue Ausdrücke mit einheimischen Mitteln schaffen).

b) Konnotative Äquivalenz: Bewahrung der Assoziationen, die Einheiten des AT haben, hier sind symbolische, kulturgebundene Bedeutungen zu beachten [schwarz-weiß-Symbolik], konnotative Äquivalenz heißt, den soziokulturell determinierten Sinn eines Lexems/Satzes/Textes zu bewahren (einschließlich Intertextualität), für Erzähltexte wichtig.

c) formal-ästhetische Äquivalenz: Bewahrung formaler Aspekte eines Textes, von Reim, Rhythmus, Metaphern etc. bis Layout, für literarische Texte wichtig.

d) Textäquivalenz: kommunikativ-pragmatische Äquivalenz, es kommt also nicht auf Äquivalenz auf Wort/Satzebene, sondern auf Textebene an der Text muss den gleichen Sinn, die gleiche komm. Funktion haben, (Äquivalenz zwischen kommunikativen Wertern der Übersetzungseinheiten), Übersetzen als Top-down Prozeß (der Textzusammenhang entscheidet über die richtige Übersetzungsstrategie) Ziel: Funktionskonstanz.

e) texttypabhängige Äquivalenz: Äquivalenz ist nicht absolut, sie ist relativ zum Texttyp des jeweiligen AT/ZT, informative Texte (Darstellung) denotative Äquivalenz; expressive Texte (Ausdruck) formal-ästhetische Äquivalenz; operative Texte (Appell) pragmatisch-kommunikative Äquivalenz (Identität des textimmanenten Appells)

Äquivalenz lässt sich kaum generell beschreiben und noch weniger normativ fordern sie lässt sich immer nur an den konkreten Texten zeigen/prüfen.

Übersetzer sollten v.a. auch auf pragmatische Aspekte von Texten achten, d.h. sie müssen sich auf die formalen Mittel des Textes konzentrieren, aus denen sie Informationen über die jeweiligen Illokutionen (Handlungsabsichten) erfahren:

a) performative Verben: Hiermit taufe ich Dich auf den Namen...

b) performative Texte: Passengers entering or leaving the bus while in it is in motion do so at their won risk.

c) direkte/indirekte SA: Gib mir bitte das Geld.

d) Modalverben: No person shall carry or consume intoxicating liqour in this park.

e) Adverbien, Partikel: Schließ doch mal eben das Fenster.

f) Heckenausdrücke: I have to admit..., I must ask you to...

g) Höflichkeitsstrategien: Shut the window, will you?

 

2.2.2 Psycholinguistische, kognitive Übersetzungstheorien

 

kognitivistische und psycholinguistische Ansätze zum Übersetzen versuchen vor allem zu klären, wie der Übersetzer das Übersetzen mental bewältigt, welche geistigen Operationen er ausführt und über welche Strategien er vom AT zum ZT kommt

das black-box Phänomen des menschlichen Geistes steht hierbei wiederum im Weg lediglich der output, d.h. der ZT (im Vergleich zum AT) sowie die Reflexion der Übersetzungstätigkeit und prozesse durch den Translator selbst stehen als methodologische Auswege zur Verfügung

eine Methode zur Introspektion auf übersetzerische Tätigkeit sind die sogenannten Protokolle des Lauten Denkens (LD-Protokolle), hierbei kommentierten Übersetzer alle Gedanken, Assoziationen, Überlegungen, die sich im Zusammenhang mit einer Übersetzung (ganzer Text, bestimmte Textstellen) bei ihnen eingestellt haben

oft werden in solchen empirischen Untersuchungen kontrastive Aussagen möglich, indem Lerner mit professionellem Übersetzern verglichen werden

die LD-Untersuchungen sind direkte Nachfahren früherer empirischer Studien in der Übersetzungswissenschaft: 1) Textanalysen, Analysen zum Textverstehen (AT), 2) retrospektive Fehleranalyse.

 

wichtige Ergebnisse der Protokolle des LD:

Tab. 2: Unterschiede zwischen Übersetzungsprozessen bei Lernern und Professionellen

LERNER/ÜBERSETZERSTUDENTEN PROFESSIONELLE ÜBERSETZER
lineare Übersetzungsweise: Wort-für-Wort Übersetzung konzentrische Übersetzungsweise: holistischer Blick auf den Gesamttext häufige Rückkehr an frühere Stellen
Ungleichgewicht von bottom-up und top-down Prozessen: entweder die Lerner gehen vorwiegend von der sprachlichen Struktur im AT aus oder aber sie finden voreilig zu Modellen des Textinhalts ohne den genauen Wortlaut des Textes zu beachten, Paraphrase nicht als Übersetzungstechnik akzeptiert Gleichgewicht von bottom-up und top-down Prozessen: Harmonisierung von wortgetreuer Übersetzung (nah an der sprachl. Struktur) und ganzheitlicher Visualisierung der Textwelt, häufige Paraphrasierungen
Fortschreiten über kurze Übersetzungseinheiten: Fokus auf Wörter im Satz Fortschreiten über größere Übersetzungseinheiten: Fokus auf Textstruktur/ Textwelt
formorientiertes Übersetzen ohne ausreichenden Rückgriff auf Weltwissen sinnorientiertes Übersetzen mit Rückgriff auf Weltwissen
relativ unsystematisches Übersetzen ohne nennenswerten Rückgriff auf Methoden/ Strategien Ökonomisierung des Übersetzungsprozesses durch Rückgriff auf relativ explizite Methoden und Strategien
Spektrum möglicher Übersetzungsvarianten größer, z.T. gegensätzliche Übersetzungsvarianten Spektrum möglicher Übersetzungsvarianten klein, keine gegensätzlichen Alternativen
Hilfsmittel beschränkt auf zweisprachige WB Hilfsmittel umfasst breites Spektrum: einsprachige WB, speziellere WB (Synonyme, Thesauri etc.), Datenbanken, Enzyklopädien etc.

(Die Ergebnisse sind aus den folgenden Studien zusammengetragen: Krings 1986, Krings 1988, Kußmaul 1997 und finden sich zusammengefasst auch in Horn-Helf 1999: 84ff. sowie Hornby et al. 1998: 170f. [Krings, Hans-Peter (1986): Was in den Köpfen von Übersetzern vorgeht. Eine empirische Studie zur Struktur des Übersetzungsprozesses an fortgeschrittenen Französischlernern. Tübingen: Narr. ders. (1988): Blick in die black box Eine Fallstudie zum Übersetzungsprozeß bei Berufsübersetzern. In: Reiner Arntz (Hrsg.), Textlinguistik und Fachsprache, Hildesheim: Olms, 393-412. Kußmaul, Paul (1997): Comprehension processes and translation. A think-aloud protocol study. In: Mary Snell-Hornby & Zuzana Jettmarova & Klaus Kaindl (eds.), Translation as intercultural communication, Amsterdam: Benjamins, 239-248.)

 

in den LD-Protokollen hat sich auch angedeutet, dass professionelle Übersetzer sowohl über automatisierte Routinen als auch über bewusste reflektorische Prozesse verfügen (sprachlicher Reflex und methodische Reflexion)

Übersetzungsmethoden sind immer reflexiv oder bewußtseinspflichtig. [...] Im Gegensatz zu Übersetzungsmethoden sind Übersetzungstechniken durch Routiniertheit und Wiederholbarkeit geprägte übersetzerische Verhaltensweisen [...]. Übersetzungstechniken repräsentieren eine spezifische Form standardisierter Informationsverarbeitung (Wilss 1988: 125).

 

Intuition gilt als Eigenschaft eines "guten" Übersetzers sie ist eine nicht kontrollierbare Strategie des mentalen Operierens

im Zshg. damit steht Kreativität kreativ ist ein Übersetzer v.a. dann, wenn er aus dem sprachlichen Material des AT eine szenische Vorstellung aufbaut und aus dieser Vorstellung zielsprachliches Material schöpft (Wechsel von einer Kategorie zur anderen, z.B. having gigantic pastries vertilgen).

 

2.2.3 Handlungstheorien des Übersetzens

 

in Handlungstheorien des Übersetzens verlagert sich das Schwergewicht von den Texten (Sprache) und von den kognitiven Prozessen (Strategien/Methoden) zum Individuum Übersetzer.

im Vordergrund stehen soziale Handlungen des Translators, die er ausführen muss, um zu einer interkulturellen Vermittlungsleistung zu kommen.

in solchen Theorien wird der Übersetzer als professioneller Experte verstanden, der seine Situation analysieren muss, um zu einer adäquaten Übersetzung zu gelangen.

 

Tab. 3: Handlungsschritte eines professionellen Übersetzers

HANDLUNGSKOMPONENTE ERKLÄRUNG BENÖTIGTE KOMPETENZEN
AT-Analyse   Verstehen des AT, seiner Denotate, komm.- pragm. Dimensionen, soziokulturellen Assoziationen etc.
Auftragsanalyse Rücksprache mit Auftraggeber über Zielvorstellungen der Übersetzung, v.a. Layout, formale Kriterien, Rezipienten ZT, Komm.-Situation des ZT
Recherchieren Aufbau eines mentalen Modells der Sachverhalte, Handlungen und Objekte des AT (Gespräche mit Experten, Konsultation von Nachschlagewerken)
Kritik / Revision der AT evtl. weist der AT stilistische, logische, gestalterische Mängel auf, die im ZT behoben werden können (Aushandeln mit Auftraggeber/AT-Produzent)

die Handlungstheorie des Übersetzens besagt bei extremer Auslegung, dass Übersetzen vor allen Dingen interkulturell adäquates Neuschöpfen ist, zudem können Prozesse des AT-ZT Übersetzens mit der eigentlichen Herstellung des AT zusammenfallen (wie z.B. in der technischen Dokumentation, im technischem Schreiben).

 

3. Strategien und Techniken des Übersetzens

 

gängig ist die Unterscheidung zwischen Übersetzungsmethoden und Übersetzungsverfahren/ Übersetzungstechniken

 

a) Übersetzungsmethode: bezieht sich auf den gesamten Text und hängt jeweils vom Texttyp sowie vom Zweck/Typ der Übersetzung ab frei versus wörtlich; verfremdend einbürgernd; Textübersetzung (formale textinterne sprachliche Strukturen sollen erhalten bleiben) Umfeldübersetzung (textexterne Faktoren sollen adäquat "übersetzt" werden, Anpassung an die Zielkultur) Bearbeitung (bewusste Änderung von textinternen Strukturen und komm. Intentionen)

b) Übersetzungsverfahren: beziehen sich auf keine Textabschnitte, hängen von der Übersetzungsmethode ab, sind Techniken der Übersetzung, die jeweils für ein bestimmtes Sprachenpaar (z.B. D-En) konkretisiert und gewichtet werden müssen.

 

Übersetzungsverfahren (der Textübersetzung) resultieren zum größten Teil aus Erkenntnissen der kontrastiven Linguistik, sie sind also Aussagen über die Unterschiede in den Systemen zweier Sprachen (Lexik Gramm. Sem.).

ÜV sind Richtlinien beim Übersetzen sie bilden bei einem guten Übersetzer die sprachlichen Reflexe, ersetzen jedoch weder bewusste Reflexion noch Intuition und Kreativität.

 

Tab. 4: Übersetzungsverfahren / Techniken der Textübersetzung

 

VERFAHREN ERKLÄRUNG BEISPIEL
lexikalische Entlehnung Übernahme einer Bezeichnung aus der AS Jeep Jeep
lexikalische Ersetzung Trivialfall: Ersetzung eines Lexems durch ein anderes convertible Cabriolet
lexikalischer Strukturwechsel   Änderung im Bereich der Wortbildung Injustice Ungerechtigkeit
grammatische Wort-Für-Wort-Übersetzung Beibehaltung von Wortzahl, -art, -stellung Where is it? Wo ist es?
grammatische Permutation Umstellung von Konstituenten I have seen the advert Ich habe die Werbung gesehen.
grammatische Expansion/ Reduktion Erhöhung bzw. Verringerung der Wortzahl I would often come down here Ich kam oft hierunter.
grammatischer intrakategorialer Wechsel wortartinterne Änderung der grammatischen Funktion Man is evil. Der Mensch ist böse.
grammatische Transposition Änderung der Wortart He is departing from the point of view that... Er geht davon aus Do not sit on the grass Das Lagern auf dem Rasen ist verboten.
grammatische Transformation   Änderung der syntaktischen Konstruktion the tears shed in vain die Tränen, die umsonst vergossen wurden
semantische Entlehnung Verbalisierung der gleichen Inhaltsmerkmale, z.B. bei vollständig äquivalenten Entsprechungen von Redewendungen he's got a screw loose er hat eine Schraube locker
semantische Modulation Änderung der Perspektive durch Verbalisierung anderer Inhaltsmerkmale I didn't have much time to spare Meine Zeit war knapp.
semantische Explikation / Implikation Erhöhung bzw. Verringerung des Explikationsgrades non-western natives Eingeborene außerhalb des westlichenn Kulturkreises, until the referee blew the final whistle bis der Schiedsrichter abpfiff
semantische Mutation Änderung des denotativen Inhalts zugunsten einer andern Invariante, z.B. bei Reimzwang in 'formbetonten' Gedichtübersetzungen Ein Wiesel saß auf einem Kiesel inmitten Bachgeriesel a weasel perched on an easel within a patch of teasel (Ch. Morgenstern)
Hilfsverfahren Anmerkungen zu Explikationen, Zusätze, Kommentare I.R.B. Irisch-Republikanische Brigade

 

(nach Snell-Hornby 1998: 152)

 

Lektüre

1. Snell-Hornby, Mary & Hönig, Hans G. & Kußmaul, Paul & Schmitt, Peter A. (Hrsg.) (1998): Handbuch Translation. Tübingen: Stauffenburg.

2. Horn-Helf, Brigitte (1999): Technisches Übersetzen in Theorie und Praxis (= UTB für Wissenschaft 2038). Tübingen: Francke.

3. Reiß, Katharina (1999): Grundfragen der Übersetzungswissenschaft: Wiener Vorlesungen. Herausgegeben von Mary Snell-Hornby & Mira Kadric. Wien: WUV-Univ.-Verlag.

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