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Thesi schleppt sich zum Fenster und schaut ihre Arme an. Kleine rote Flecken. Noch kaum sichtbar. Mit einem tiefen Seufzer klappt Thesi das Konversationslexikon, Band XVII, zu.




Jetzt kommt das Telefonbuch an die Reihe. Vor Thesis Augen flimmert die Rubrik Krankenhäuser. Ihr fällt das große Krankenhaus ein, an dem sie oft mit der Straßenbahn vorbeifährt. Es ist ein hübsches Krankenhaus. Vorn gibt es Rosenbeete. Ein so großes Krankenhaus hat sicherlich eine Infektionsabteilung, überlegt Thesi. Das Telefon steht auf einem niedrigen Tischchen. Thesi hat gar keine Kraft mehr, sie kann nicht neben dem Telefon stehen. Setzt sich also auf den Fußboden und lehnt den Körper an das Tischchen, so das geht ganz gut, sie räuspert sich fest und nennt die Nummer. Sie ruft das Krankenhaus mit den Rosen an. Wenn ich wieder gesund sein werde, sind die Rosen längst verblüht, denkt sie. Eine Frauenstimme meldet sich.

 

207. Guten Tag, ich rufe wegen Scharlach an ( , ) , sagt Thesi in ihrem schlechten Dänisch ( ).

Augenblick, ich verbinde mit der Aufnahmekanzlei (, ; die Aufnahme ; die Kanzléi ), sagt die Frau im Krankenhaus ( ).

Eine Männerstimme ( ): Aufnahmekanzlei ( )!

Ich möchte bitte, ich möchte den sechzigsten Scharlachfall melden ( , ), sagt Thesi und findet alles sehr komisch ( ). Gestern hat eine Zeitung geschrieben, dass es neunundfünfzig Fälle waren ( , ). Und ich bin ( ) .

Die Männerstimme wird ungeduldig ( ): Wer spricht ( )?

Maria Theresia Poulsen, sagt Thesi und wartet gehorsam auf die nächste Frage ( ).

Handelt es sich um ein Kind oder um einen Erwachsenen ( ; der Erwachsene)?

Bitte es handelt sich um mich ( ), sagt Thesi ungeschickt und erklärt dann schnell ( ): Ich bin ein Erwachsener ( ).

Die Männerstimme fragt geschäftsmäßig ( ): Haben Sie bereits einen Arzt konsultiert ( )? Sind Sie sicher, dass es Scharlach ist ( , )?

Nein, ich hab' noch keinen Arzt konsultiert (, ). Aber ich bin sicher, dass es Scharlach ist ( , ).

Woher wissen Sie es ( )?

Aus dem Lexikon ( ), flüstert Thesi beschämt ( ; die Scham ; sich schämen ), ich hab' nachgeschlagen ( ; nachschlagen /in einem Buch/ / , /; , / /). Und alle Symptome stimmen ( )... Bitte, holen Sie mich gleich ab, mir ist schrecklich schlecht (, , )!

 

207. Guten Tag, ich rufe wegen Scharlach an , sagt Thesi in ihrem schlechten Dänisch.

Augenblick, ich verbinde mit der Aufnahmekanzlei, sagt die Frau im Krankenhaus.

Eine Männerstimme: Aufnahmekanzlei!

Ich möchte bitte, ich möchte den sechzigsten Scharlachfall melden, sagt Thesi und findet alles sehr komisch. Gestern hat eine Zeitung geschrieben, dass es neunundfünfzig Fälle waren. Und ich bin .

Die Männerstimme wird ungeduldig: Wer spricht?

Maria Theresia Poulsen, sagt Thesi und wartet gehorsam auf die nächste Frage.

Handelt es sich um ein Kind oder um einen Erwachsenen?

Bitte es handelt sich um mich, sagt Thesi ungeschickt und erklärt dann schnell: Ich bin ein Erwachsener.

Die Männerstimme fragt geschäftsmäßig: Haben Sie bereits einen Arzt konsultiert? Sind Sie sicher, dass es Scharlach ist?

Nein, ich hab' noch keinen Arzt konsultiert. Aber ich bin sicher, dass es Scharlach ist.

Woher wissen Sie es?

Aus dem Lexikon, flüstert Thesi beschämt, ich hab' nachgeschlagen. Und alle Symptome stimmen... Bitte, holen Sie mich gleich ab, mir ist schrecklich schlecht!

 

208. Sie nennt ihre Adresse ( ). Der Herr verspricht, dass in zehn Minuten ein Krankenauto vorfahren wird ( , ). Thesi hockt verzweifelt am Fußboden ( ). Alle Kraft ist weg, und sie muss noch vieles überlegen ( , ). Man muss der Aufräumefrau Nachricht hinterlassen ( ; die Nachricht; die Aufräumefrau; aufräumen , ). Und vielleicht muss man sterben (, , ). Großmamas Schwester ist auch an Scharlach gestorben ( ). Aber Großmamas Schwester war damals noch ein Kind, hat Großmama erzählt ( , ). Vielleicht muss ich sterben, denkt Thesi, aber auf jeden Fall soll die Aufräumefrau einen Zettel kriegen (, , , , : ). Und ich muss etwas ins Spital mitnehmen, vielleicht ein paar Nachthemden ( - , , ). Aber nach einem Scharlachfall wird alles verbrannt, was der Patient angehabt hat ( , , ; verbrennen). Da sind meine Nachthemden zu schade ( , ). Es gibt sicher Spitalshemden ( ). Sollen sie die Spitalshemden verbrennen ( )! Aber das Kleid werden sie verbrennen, das neue schöne Abendkleid ( , ). Und dabei ist es noch nicht einmal bezahlt ( )... Bei dem Gedanken wird Thesi so elend, dass Tränen kommen ( /, / / ; die Träne). Wegen Schulden und Scharlach und Angst vor dem Spital (- , - , - ). Sie schleppt sich in die Küche und trinkt Wasser, und dann wird ihr so schwindlig, dass sie sich wieder auf den Fußboden setzen muss ( , , ).

 

208. Sie nennt ihre Adresse. Der Herr verspricht, dass in zehn Minuten ein Krankenauto vorfahren wird. Thesi hockt verzweifelt am Fußboden. Alle Kraft ist weg, und sie muss noch vieles überlegen. Man muss der Aufräumefrau Nachricht hinterlassen. Und vielleicht muss man sterben. Großmamas Schwester ist auch an Scharlach gestorben. Aber Großmamas Schwester war damals noch ein Kind, hat Großmama erzählt. Vielleicht muss ich sterben, denkt Thesi, aber auf jeden Fall soll die Aufräumefrau einen Zettel kriegen. Und ich muss etwas ins Spital mitnehmen, vielleicht ein paar Nachthemden. Aber nach einem Scharlachfall wird alles verbrannt, was der Patient angehabt hat. Da sind meine Nachthemden zu schade. Es gibt sicher Spitalshemden. Sollen sie die Spitalshemden verbrennen! Aber das Kleid werden sie verbrennen, das neue schöne Abendkleid. Und dabei ist es noch nicht einmal bezahlt... Bei dem Gedanken wird Thesi so elend, dass Tränen kommen. Wegen Schulden und Scharlach und Angst vor dem Spital. Sie schleppt sich in die Küche und trinkt Wasser, und dann wird ihr so schwindlig, dass sie sich wieder auf den Fußboden setzen muss.

 

209. Auf dem Küchentisch liegt eine leere Schachtel ( ). Thesi hat gestern Kuchen gekauft, sie waren in weißem Karton verpackt ( , ; der Kuchen; der Kartón). Thesi nimmt den Karton und schleppt sich wieder ins Zimmer zurück, sucht einen Bleistift und malt ein paar Worte auf den Pappdeckel ( , ; der Bleistift; der Pappdeckel; die Pappe ). In großen Blockbuchstaben, damit es die Aufräumefrau gut lesen kann ( , //). Dann holt sie noch ihre Zahnbürste aus dem Badezimmer ( ). Und zuletzt kramt sie noch ein kleines verblichenes Foto von ihrem Vater hervor ( ; verbleichen ; bleich ). Das kommt auch mit, sie hat ihren Vater zwar nie gesehen, aber sie spricht oft mit dem kleinen Bild und fühlt sich dann nicht so allein ( , , , , ). Thesi ist reisefertig und wartet auf das Krankenauto ( ). In einer halben Stunde ist alles gut, dann liegt sie in einem weißen Bett, und eine Schwester wird ihr zu trinken geben und ein Doktor wird Medizin verschreiben und sie muss gar nichts mehr überlegen und ordnen ( , , , , ; die Medizín). Es ist besonders scheußlich, ganz allein krank zu sein ( , : ).

 

209. Auf dem Küchentisch liegt eine leere Schachtel. Thesi hat gestern Kuchen gekauft, sie waren in weißem Karton verpackt. Thesi nimmt den Karton und schleppt sich wieder ins Zimmer zurück, sucht einen Bleistift und malt ein paar Worte auf den Pappdeckel. In großen Blockbuchstaben, damit es die Aufräumefrau gut lesen kann. Dann holt sie noch ihre Zahnbürste aus dem Badezimmer. Und zuletzt kramt sie noch ein kleines verblichenes Foto von ihrem Vater hervor. Das kommt auch mit, sie hat ihren Vater zwar nie gesehen, aber sie spricht oft mit dem kleinen Bild und fühlt sich dann nicht so allein.

Thesi ist reisefertig und wartet auf das Krankenauto. In einer halben Stunde ist alles gut, dann liegt sie in einem weißen Bett, und eine Schwester wird ihr zu trinken geben und ein Doktor wird Medizin verschreiben und sie muss gar nichts mehr überlegen und ordnen. Es ist besonders scheußlich, ganz allein krank zu sein.

 

210. Die Glocke an der Eingangstür ( ; die Glocke ). Thesi taumelt hinaus, um aufzumachen ( , ; taumeln , // , ). Es dreht sich wieder alles um sie, aber sie steht aufrecht und zwingt sich sogar zu lächeln ( , ). Zwei dicke starke Männer mit einer Tragbahre stehen vor der Tür ( ; die Tragbahre).

Wo ist die Patientin ( )? fragt der eine Mann ( ).

Bitte ich ( ), sagt Thesi ungeschickt und schaut erschrocken auf die Tragbahre ( ).

Der Mann schüttelt ungläubig den Kopf ( ; glauben ; der Glaube ): Es muss ein Irrtum sein, wir holen einen Scharlachfall ( , : ).

Thesi bekommt es mit der Angst, dass man sie nicht mitnehmen will ( , / /). Aber ich bin doch der Scharlachfall, bitte nehmen Sie mich schon ( , ), sagt sie aufgeregt ( ).

Der Mann zuckt mit den Achseln ( ; die Achsel): Sind Sie fertig ( )? Vielleicht nehmen Sie sich ein paar Kleinigkeiten mit (, = ; die Kleinigkeit)?

 

210. Die Glocke an der Eingangstür. Thesi taumelt hinaus, um aufzumachen. Es dreht sich wieder alles um sie, aber sie steht aufrecht und zwingt sich sogar zu lächeln.

Zwei dicke starke Männer mit einer Tragbahre stehen vor der Tür.

Wo ist die Patientin? fragt der eine Mann.

Bitte ich, sagt Thesi ungeschickt und schaut erschrocken auf die Tragbahre.

Der Mann schüttelt ungläubig den Kopf: Es muss ein Irrtum sein, wir holen einen Scharlachfall.

Thesi bekommt es mit der Angst, dass man sie nicht mitnehmen will. Aber ich bin doch der Scharlachfall, bitte nehmen Sie mich schon, sagt sie aufgeregt.

Der Mann zuckt mit den Achseln: Sind Sie fertig? Vielleicht nehmen Sie sich ein paar Kleinigkeiten mit?

 

211. Thesi hält ihre Zahnbürste hoch ( ): Da mehr brauch' ich doch nicht ( )! In der anderen Hand hat sie ihr Handtäschchen mit Puderdose und Lippenstift ( ; das Handtäschchen). Muss ich muss ich mich auf die Tragbahre legen ( )?

Die Männer überlegen ( ). Es ist sehr komisch, dass der Scharlachfall aufrecht vor ihnen steht ( , ). Es wäre aber noch viel komischer, wenn sich jetzt die Dame im zerdrückten Abendkleid behutsam auf die Tragbahre legen würde ( , ) Die Dame steht doch ( ). Die Dame kann wahrscheinlich ganz gut zu Fuß hinuntergehen (, ; der Fuß //; zu Fuß ).

Sie haben wahrscheinlich gar nicht Scharlach (, ), sagt der eine ( ), aber kommen Sie nur ( )!

Es sind wirklich große und dicke Männer, Thesi hat viel Respekt vor ihnen ( , ; der Respékt , ; Respekt vor j-m haben - ). Sie holt schnell die Pappschachtel mit der Botschaft an die Aufräumefrau ( ; die Botschaft). Dann schließt sie die Wohnung ab und stellt die Schachtel vor die Tür ( ). Auf dem weißen Deckel steht in riesigen Blockbuchstaben ( ):

ICH BIN TODKRANK ( ). DER GROSSE KAKTUS BRAUCHT JEDEN TAG WASSER ( = ). BIN IN SECHS WOCHEN ZURÜCK ODER GESTORBEN ( ). THESI POULSEN ( )

 

211. Thesi hält ihre Zahnbürste hoch: Da mehr brauch' ich doch nicht!

In der anderen Hand hat sie ihr Handtäschchen mit Puderdose und Lippenstift. Muss ich muss ich mich auf die Tragbahre legen?

Die Männer überlegen. Es ist sehr komisch, dass der Scharlachfall aufrecht vor ihnen steht. Es wäre aber noch viel komischer, wenn sich jetzt die Dame im zerdrückten Abendkleid behutsam auf die Tragbahre legen würde. Die Dame steht doch. Die Dame kann wahrscheinlich ganz gut zu Fuß hinuntergehen.

Sie haben wahrscheinlich gar nicht Scharlach, sagt der eine, aber kommen Sie nur!

Es sind wirklich große und dicke Männer, Thesi hat viel Respekt vor ihnen. Sie holt schnell die Pappschachtel mit der Botschaft an die Aufräumefrau. Dann schließt sie die Wohnung ab und stellt die Schachtel vor die Tür. Auf dem weißen Deckel steht in riesigen Blockbuchstaben: ICH BIN TODKRANK. DER GROSSE KAKTUS BRAUCHT JEDEN TAG WASSER. BIN IN SECHS WOCHEN ZURÜCK ODER GESTORBEN. THESI POULSEN

 

212. Jetzt beginnt der Abstieg über die Treppe, und Thesi schämt sich sehr ( , ; absteigen , ). Zuerst gehen die beiden Männer mit der leeren Tragbahre ( ). Hinter der Tragbahre kommt Thesi ( ). Es ist sehr ungewöhnlich, hinter der eigenen Tragbahre daherzumarschieren ( , ). Thesi hält sich am Treppengeländer fest ( ; das Treppengeländer). Alles verschwimmt vor ihren Augen ( ). Sie stolpert hinter den Männern daher, einmal dreht sich einer der beiden um und sagt ( , , , ): Na es geht ja noch ( )! Vor dem Haustor stehen viele Leute, sie murmeln und glotzen neugierig ein Leichenauto an ( , / / ; das Leichenauto; die Leiche ). Das große schwarze Auto wartet vor dem Haus und sieht wirklich wie ein Leichenauto aus ( ). Aber es ist wahrscheinlich nur ein Krankenauto (, , ). Thesi sieht ein paar Gesichter, die ihr bekannt vorkommen der Milchjunge und ja, das Fräulein aus dem Zigarrengeschäft nebenan , die Gesichter schwimmen und sind nur rosa Tupfen im Nebel ( , - , , ; das Zigarrengeschäft; der Tupfen; der Nebel). Die rosa Tupfen bewegen sich und machen Lärm ( ). Jetzt kichern sie: die leere Tragbahre ( : ). Dahinter Thesi mit der Zahnbürste als Leidtragende ( : ; das Leid ). Die Tupfen kichern, und die leere Tragbahre wird sehr behutsam in das Krankenauto hineingeschoben ( , ; die Hut ). Einsteigen ()! befiehlt der Träger ( ; befehlen).

 

212. Jetzt beginnt der Abstieg über die Treppe, und Thesi schämt sich sehr. Zuerst gehen die beiden Männer mit der leeren Tragbahre. Hinter der Tragbahre kommt Thesi. Es ist sehr ungewöhnlich, hinter der eigenen Tragbahre daherzumarschieren. Thesi hält sich am Treppengeländer fest. Alles verschwimmt vor ihren Augen. Sie stolpert hinter den Männern daher, einmal dreht sich einer der beiden um und sagt: Na es geht ja noch! Vor dem Haustor stehen viele Leute, sie murmeln und glotzen neugierig ein Leichenauto an. Das große schwarze Auto wartet vor dem Haus und sieht wirklich wie ein Leichenauto aus. Aber es ist wahrscheinlich nur ein Krankenauto. Thesi sieht ein paar Gesichter, die ihr bekannt vorkommen der Milchjunge und ja, das Fräulein aus dem Zigarrengeschäft nebenan , die Gesichter schwimmen und sind nur rosa Tupfen im Nebel. Die rosa Tupfen bewegen sich und machen Lärm. Jetzt kichern sie: die leere Tragbahre. Dahinter Thesi mit der Zahnbürste als Leidtragende. Die Tupfen kichern, und die leere Tragbahre wird sehr behutsam in das Krankenauto hineingeschoben.

Einsteigen! befiehlt der Träger.

 

213. Das Auto erscheint riesig ( ). Ein schwarzes Ungeheuer ( ; das Ungeheuer). Der Eingang ist rückwärts ( ). Die Bahre steht schon im Auto, Riemen hängen herunter, wahrscheinlich schnallen sie die Patienten auf der Bahre fest ( , , , / /; der Riemen). Die Autoscheiben sind klein und aus Milchglas ( // ; die Autoscheibe; das Milchglas; die Milch ).

Thesi kriegt Riesenangst ( : ; der Riese ). Sie spürt, dass sie gar nicht mehr selbst denken kann und den zwei dicken Männern wehrlos ausgeliefert ist, das große schwarze Auto wird sie fortführen und ( , , , , ; sich wehren ) . Ihre Zähne schnattern aneinander, sie kämpft nicht dagegen ( , : ). Das Fräulein aus dem Zigarrengeschäft will auf sie zu, aber die dicken Männer rufen ( //, ): Achtung Scharlach ( ; die Achtung ; )! Da weichen die rosa Gesichter zurück und tuscheln erschrocken ( ). Einer der beiden Dicken nimmt Thesis Arm und will ihr ins Auto helfen ( // ). Thesi macht sich steif ( ; steif , ). Ich will nicht, es ist ein Leichenauto ( , )! stößt sie hervor ( ; hervorstoßen ; , ; stoßen ).

 

213. Das Auto erscheint riesig. Ein schwarzes Ungeheuer. Der Eingang ist rückwärts. Die Bahre steht schon im Auto, Riemen hängen herunter, wahrscheinlich schnallen sie die Patienten auf der Bahre fest. Die Autoscheiben sind klein und aus Milchglas.

Thesi kriegt Riesenangst. Sie spürt, dass sie gar nicht mehr selbst denken kann und den zwei dicken Männern wehrlos ausgeliefert ist, das große schwarze Auto wird sie fortführen und .

Ihre Zähne schnattern aneinander, sie kämpft nicht dagegen. Das Fräulein aus dem Zigarrengeschäft will auf sie zu, aber die dicken Männer rufen: Achtung Scharlach! Da weichen die rosa Gesichter zurück und tuscheln erschrocken. Einer der beiden Dicken nimmt Thesis Arm und will ihr ins Auto helfen. Thesi macht sich steif. Ich will nicht, es ist ein Leichenauto! stößt sie hervor.

 

214. Aber sie ist doch nur ein kraftloses Bündel, und der Mann hebt sie hinein und legt sie auf die Tragbahre ( , ; kraftlos , , ; die Kraft ).

Das Auto schwingt leise, leise, wahrscheinlich fährt es, aber man spürt es kaum ( - , , , ). Es riecht nach Jodoform ( ; das Jodofórm). Wieso riecht ein Auto nach Jodoform ( )? Ach so, hier ist schon Spital, ein fahrendes Spital ( , , ). Thesi muss plötzlich furchtbar weinen ( = ; weinen ). Sie weiß gar nicht warum ( ). Im fahrenden Spital ist es eigentlich ganz schön, man schwingt ganz leicht hin und her, man könnte gut einschlafen ( , , , -, ). Die Tränen rinnen über Thesis Gesicht, und sie kann es nicht ändern ( , ). Es ist ganz schön zu weinen, sie hat keine Sorgen mehr, sie fährt zu einem Doktor, sie fährt zu einem weißen Bett ( , , , ; die Sorge ). Die Tränen fließen, und das Leichenauto schwingt, und nichts tut weh ( , , ).

 

214. Aber sie ist doch nur ein kraftloses Bündel, und der Mann hebt sie hinein und legt sie auf die Tragbahre.

Das Auto schwingt leise, leise, wahrscheinlich fährt es, aber man spürt es kaum. Es riecht nach Jodoform. Wieso riecht ein Auto nach Jodoform? Ach so, hier ist schon Spital, ein fahrendes Spital. Thesi muss plötzlich furchtbar weinen. Sie weiß gar nicht warum. Im fahrenden Spital ist es eigentlich ganz schön, man schwingt ganz leicht hin und her, man könnte gut einschlafen. Die Tränen rinnen über Thesis Gesicht, und sie kann es nicht ändern. Es ist ganz schön zu weinen, sie hat keine Sorgen mehr, sie fährt zu einem Doktor, sie fährt zu einem weißen Bett. Die Tränen fließen, und das Leichenauto schwingt, und nichts tut weh.

 

VII

 

215. Zuerst bemerkt Thesi gar nicht, dass das Auto hält ( , ). Die Tür wird aufgerissen, und einer der beiden Dicken packt sie am Arm ( , ; aufreißen ; reißen ): Aufstehen ()! Irgendwie schleppt er sie aus dem Leichenauto, sie gehen durch ein schmales Tor ( - , ). Keine Rosen, keine schöne Auffahrt, es riecht nach Jodoform, es riecht nach Spital, der Dicke führt sie einen weißen Gang entlang, Thesi macht mechanische Schritte, ihr Gesicht ist noch immer nass von Tränen ( , , , , , , ; der Gang; die Auffahrt). Die Aufnahmekanzlei für die Infektionskranken ( ), sagt der Träger, und Thesi stolpert in einen Raum ( , , , ). Der Raum dreht sich um sie, irgend jemand drückt sie auf einen Sessel, sie hört eine Stimme aus weiter Ferne ( , - , ; drücken ) . Ich möchte in ein Bett ( ), murmelt sie ( ). Dann sucht sie das dänische Wort für Bett, es will ihr nicht einfallen, sie ist schrecklich müde, und muss fortwährend weinen ( = , , , ).

 

215. Zuerst bemerkt Thesi gar nicht, dass das Auto hält. Die Tür wird aufgerissen, und einer der beiden Dicken packt sie am Arm: Aufstehen! Irgendwie schleppt er sie aus dem Leichenauto, sie gehen durch ein schmales Tor. Keine Rosen, keine schöne Auffahrt, es riecht nach Jodoform, es riecht nach Spital, der Dicke führt sie einen weißen Gang entlang, Thesi macht mechanische Schritte, ihr Gesicht ist noch immer nass von Tränen. Die Aufnahmekanzlei für die Infektionskranken, sagt der Träger, und Thesi stolpert in einen Raum. Der Raum dreht sich um sie, irgend jemand drückt sie auf einen Sessel, sie hört eine Stimme aus weiter Ferne . Ich möchte in ein Bett, murmelt sie. Dann sucht sie das dänische Wort für Bett, es will ihr nicht einfallen, sie ist schrecklich müde, und muss fortwährend weinen.

 

216. Ich verstehe sehr gut Deutsch ( -), sagt jetzt die Stimme ( ). Thesi hört die deutschen Worte und macht die Augen auf ( ). Ein junger Mann in Weiß steht vor ihr ( ; das Weiß).

Ich bin der neue Scharlachfall ( ), sagt sie und möchte gern wohlerzogen wirken ( ; erziehen ). Es geht nur schlecht, weil der Kopf eine schwere Kugel ist und immer nach vorn fällt ( , ).

Haben Sie Whisky hier ( )? Geben Sie mir etwas Whisky ( ) , sagt sie mühsam ( ). Der junge Mann in Weiß lacht ( ). Thesi wird wütend ( ).

Man lacht nicht, wenn andere Menschen todkrank sind ( , )! sagt sie ( ). Vielleicht wird mir besser, wenn ich Whisky habe (, , ).

 

216. Ich verstehe sehr gut Deutsch, sagt jetzt die Stimme. Thesi hört die deutschen Worte und macht die Augen auf. Ein junger Mann in Weiß steht vor ihr.

Ich bin der neue Scharlachfall, sagt sie und möchte gern wohlerzogen wirken. Es geht nur schlecht, weil der Kopf eine schwere Kugel ist und immer nach vorn fällt.

Haben Sie Whisky hier? Geben Sie mir etwas Whisky, sagt sie mühsam. Der junge Mann in Weiß lacht. Thesi wird wütend.

Man lacht nicht, wenn andere Menschen todkrank sind! sagt sie. Vielleicht wird mir besser, wenn ich Whisky habe.

 

217. Sie kommen gleich ins Bett, Sie müssen mir nur ein paar Fragen beantworten ( , ), sagt der junge Mann und findet den neuen Scharlachfall ausgesprochen amüsant ( ; amüsánt). Wie heißen Sie ( )?

Maria Theresia Poulsen.

Stand ( ; der Stand)? Thesi sieht ihn hilflos an ( ).

Nun ledig oder verheiratet ( )? hilft der junge Mann freundlich ( ).

Ich war schon einmal verheiratet ( ), sagt Thesi.

Nun und jetzt ( )?

Es geht Sie nichts an ( ). Aber wenn Sie es interessiert jetzt ist alles aus ( ), sie macht eine Handbewegung ( ) aus, ganz aus (, ).

Also geschieden ( )? erkundigt sich der junge Mann beharrlich ( ).

Thesi nickt ( ).

Geschieden (), verkündet der junge Mann auf Dänisch und schaut zur Seite ( ). Thesi schaut jetzt auch zur Seite ( ). Dort steht ein Schreibtisch, am Schreibtisch sitzt eine Nonne und notiert Thesis Angaben ( , ; die Nonne; die Angabe).

 

217. Sie kommen gleich ins Bett, Sie müssen mir nur ein paar Fragen beantworten, sagt der junge Mann und findet den neuen Scharlachfall ausgesprochen amüsant. Wie heißen Sie?

Maria Theresia Poulsen.

Stand? Thesi sieht ihn hilflos an.

Nun ledig oder verheiratet? hilft der junge Mann freundlich.

Ich war schon einmal verheiratet, sagt Thesi.

Nun und jetzt?

Es geht Sie nichts an. Aber wenn Sie es interessiert jetzt ist alles aus, sie macht eine Handbewegung aus, ganz aus.

Also geschieden? erkundigt sich der junge Mann beharrlich.

Thesi nickt.

Geschieden, verkündet der junge Mann auf Dänisch und schaut zur Seite.





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