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Skorpion-Gift und HIV-Virus ähnlich




Heimtückisch erscheinen beide: der giftige Skorpion und das Immunschwäche-Virus HIV, das die tödliche Krankheit Aids auslöst. Ansonsten besitzen beide Organismen wenig Gemeinsamkeiten. Volker Erfle, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg bei München, und seine Mitarbeiter haben gemeinsam mit Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie jetzt eine weitere Ähnlichkeit entdeckt: Skorpion-Gift und HIV-Virus scheinen bestimmte Strukturen im Gehirn auf gleiche Weise zu erkennen.

Schon die erste Beschreibung des Aids-Krankheitsbildes berichtet von einer Beteiligung des Nervensystems, von neurologischen Ausfällen. Die GSF-Virologen fanden in ihren molekularbiologischen Labors jetzt Indizien für eine unter Umstanden entscheidende Rolle eines HIV-Proteins, des Nef-Proteins, in diesem Prozeß. Obwohl das Nef-Protein in Zellen von HIV-Patienten produziert wird, war seine Funktion bisher unbekannt.

Den Münchner Wissenschaftlern jedoch stachen bei einer Computeranalyse Ähnlichkeiten eines bestimmten Teils von Nef mit dem Gift ins Äuge, das Skorpione ihren Opfern injizieren. Und dessen Funktion ist bekannt. Mit Hilfe dieses Bereichs dockt das Skorpion-Gift an sogenannten Kationen-Kanäle bestimmter Nervenzellen an.

Solche Strukturen leiten die Kaliumionen durch die äußere Hülle einer Zelle und beteiligen sich an der Übertragung von Signalen zwischen Nervenzellen. Dockt das Skorpion-Protein an den Kanal an, stört es die Zellkommunikation erheblich. Daraus resultieren dann die bekannten Vergiftimgssymptome nach einem Skorpionstich.

Erste Experimente der GSF und Max-Planck-Forscher lassen vermuten, das HIV-Protein Nef könnte tatsächlich eine ähnliche Funktion haben. Im Labor jedenfalls stören künstlich hergestellte Produkte, die den

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entsprechenden Bereich von Nef enthalten, die normalen Kaliumionen-Flüsse in den Kanälen.

Befunde häufen sich, nach denen HIV im Gehirn die Produktion von Nef anwirft. Möglicherweise wird über diese Zusammenhänge ein Weg aufgewiesen, in der Aids-Forschung demnächst entscheidende Schritte voranzukommen.

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Nichts Neues im Netz

In Berlin und Brandenburg besuchen Studenten virtuelle Seminare

Seit Beginn des Sommersemesters besuchen Studenten in Berlin und Brandenburg das erste deutsche Virtual College. Sie belegen Seminare zu Interaktivität bei Bildschirmmedien, diskutieren über Globale Informationsnetzwerke oder machen einen Schein in Kommunikationspolitik. Was ist daran virtuell?

Zunächst nichts. Die Studenten besuchen Seminare in wirklichen Räumen mit Tischen und Stühlen. Manchmal jedoch finden die Seminare ohne Dozent statt. Einige der Veranstaltungen werden per Videokonferenz in andere Hochschulen übertragen, so daß etwa zu einer Berliner Vorlesung Zuhörer in Cottbus und Frankfurt/Oder sitzen, den Ausführungen des Professors auf der Leinwand folgen und sich über eine Videokamera zu Wort melden können.

Im Datennetz stellen Studenten Hausarbeiten zur Diskussion, es werden Protokolle der letzten Sitzung ausgelegt und Skripte bereitgestellt. Ein Student aus Potsdam fragt etwa per E-mail bei seinem Kommilitonen in Frankfurt nach, ob der seine Ausführungen zur Textlinguistik noch einmal erläutern könne und welches Buch er empfehle. Überregionale Arbeitsgruppen treffen sich am Bildschirm zur Redaktion eines Thesenpapiers und Dozenten bieten Sprechstunden im Netz an.

Das Virtual College ist ein Feldversuch zur Nutzung neuer Medien im Bereich der Hochschulen. Ein Feldversuch jedoch, der auf die Probe zugleich die Analyse setzt, denn der größte Teil der Seminare beschäftigt sich mit dem, was zugleich praktiziert wird: mit den neuen Kommunikationstechniken.

Die Unis steuern zu diesem Experiment Rechnerkapazitäten und ihre Infrastruktur bei; die Mittel für die Netzverbindungen können sie nicht aufbringen. Daher wird das Virtual College in den ersten beiden Semestern von den Sponsoren getragen, die wie die Telekom ihre Leistungen oder wie der Online-Dienst AOL kostenlose Server zur

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Verfügung stellen. Ob es nach Ablauf der Unterstützung wieder abgeschaltet wird oder öffentliche Geldgeber einspringen, ist ungewiß. Ulrich Lange, Leiter des Instituts für Medienintegration an der Freien Universität und einer der Organisatoren des College, erwartet, daß die Hochschulen in einigen Jahren neben privaten Bildungsinstituten als Anbieter von Dienstleistungen im Multimediabereich auftreten und Unterrichtsmaterialien, Lehrveranstaltungen und auch Fachbetreuung im Netz vertreiben werden. Bis dahin sind aber noch eine Fülle von Urheberrechts und Zugangsfragen zu klären, etwa die, ob die Vorlesungen eines Professors sein geistiges Privateigentum (wie bisher seine Bücher) oder als Produkt eines öffentlichen Angestellten Allgemeingut sind.

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Der Wodka ist verrottet

Fähigkeiten und Schwächen gängiger Übersetzungsprogramme

Gestern, alle meine Mühen schienen so weit fort, jetzt es blickt, als ob sie sind hier bleiben Ohio, ich glaube an gestern.

Dieses Werk trägt gemeinhin den Titel Yesterday, wurde auf Englisch von den Beatles gesungen und von Langenscheidts T l übersetzt, einem von rund zehn zur Zeit auf dem deutschen Markt erhältlichen Übersetzungssystemen für den eigenen PC. Mit Namen wie Personal Translator plus oder Power Translator Professional richten sich solche Programme an den fremdsprachenunkundigen Laien ebenso wie an den professionellen Dolmetscher.

Gemeinsam haben die digitalen Übersetzer den beherzten Umgang mit Sprache und eine häufig stoische Ignoranz gegenüber grammatischen Regeln. Um es mit dem Telegraph der amerikanischen Firma Globalink und seinem von ihm selber übersetzten Werbetext zu sagen: Fremde Sprache-Übersetzung-Software kann Ihnen helfen Ihre persönlichen Horizonte ausdehnen.

Auch die Hersteller der linguistischen Helfer räumen ein, noch weit davon entfernt zu sein, den Menschen zu ersetzen. Ihre Produkte seien eher als Werkzeuge beim Übersetzen zu verstehen.

Größer noch als der Nutzwert ist für den Benutzer nicht selten der Unterhaltungswert: Unübertroffen die digitale Fehlleistung eines Computers, der den Satz Das Fleisch ist willig, aber der Geist ist schwach vom Englischen ins Russische und zurück übersetzte. Ergebnis: Das Fleisch ist gut, aber der Wodka ist verrottet.

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Amüsant ist auch die Leistung des T l, der Artikel eins der UN-Menschenrechtsdeklaration (All human beings are born free) in Alle Menschen sind umsonst geboren umwandelt. Auch Shakespeare ist vor den digitalen Übersetzern nicht sicher: Die Zeile Fair is foul, and foul is fair (Macbeth, Schön ist haßlich, haßlich schön) zerschreddert die amerikanische Wortmaschine Telegraph in Ausstellung ist verpestet, und Foul ist schön.

Sicherlich ist es unfair, die maschinellen Übersetzer ausgerechnet mit Wort und Satzgebilden von Shakespeare zu futtern. Auf alltäglichere Texte angesetzt, erweisen sich die Programme durchaus als brauchbare Übersetzungshilfen.

Die meisten der heute käuflichen Systeme analysieren den Text nicht mehr Wort für Wort, sondern satzweise. Mit Zusatzwörterbüchern können die Benutzer die digitalen Übersetzer ihren Bedürfnissen entsprechend erweitern. Zudem sollen die Programme durch fleißiges Korrigieren der maschinellen Übersetzung ihr Wissen langsam selbst erweitern.

So sind im deutschen Grundgesetzvom 498 Mark teuren Personal Translator plus aus dem Englischen rückübersetztdurchaus sinnrichtig alle Personen vor dem Gesetz gleich und haben Männer und Frauen gleiche Rechte.

Doch schon bei simplen Bibelzitaten versagt auch dieser digitale Dolmelscher: Wenn irgend jemand Sie auf die richtige Wange knallt, lassen Sie ihn auch Ihre linke Wange draufklatschen.

Bisweilen scheint bei den Programmen sogar eine Spur von Einsicht in ihre eigene Begrenztheit durchzuschimmern etwa wenn sich T l an der Übersetzung des Beatles-Songs Help versucht: Hilfe ich, wenn Sie können, ich fühle unten und ich schätze Sie sein um, helfen mir zurückzubekommen meine Füße auf dem Boden, Willen nicht Sie bitte bitte helfen mir.

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