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Der Primararzt kann nichts voraussagen. 1




Ich möchte eine dickere Haut bekommen, Herr Primararzt, sagt Thesi. Eine Elefantenhaut. Wenn einer nämlich viel aushält, dann sagt man in Wien der hat aber eine dicke Haut! Ich möchte so gern, dass mir nichts mehr weh tun soll, ich möchte eine Haut kriegen, wie ein alter, alter Elefant. Geht das, Herr Primararzt.

Die scharfen Augen hinter der Brille heften sich auf Thesis fleckiges Gesicht: Sie haben in letzter Zeit einiges durchgemacht, Frau Poulsen. Je mehr man durchmacht, desto dicker wird die Haut. Ich glaube, die neue Haut wird weniger empfindlich sein als die frühere. Medizinische Erfahrung, Herr Primararzt?

 

280. Nein, Experiment am eigenen Leib, Frau Poulsen (, , ; das Experimént; der Leib ). Und Sie haben doch bereits einiges hinter sich, was ( - , )?

Thesi lehnt sich in die Kissen zurück ( ; das Kissen). Der Primararzt ist ein riesig sympathischer Mensch ( : ). Wenn ich mich nicht gerade schälen würde, könnte ich ein bisschen mit ihm flirten, überlegt Thesi ( , , ).

Ja ich habe einiges hinter mir, Herr Primararzt ( - , ). Zum Beispiel Scharlach (, )! lächelt sie harmlos ( ; der Harm ; ).

Sie sind noch nicht ganz fertig damit, Sie müssen sich noch sehr ruhig verhalten ( , ).

Ich werde überhaupt schwer fertig mit gewissen Dingen ( ). Aber ich kann mich nie ruhig verhalten ( ), antwortet Thesi und reibt nachdenklich an ihrer Wange herum ( ; reiben ).

Nicht zupfen ( )! rufen Primararzt und Schwester Theophania gleichzeitig ( ).

 

280. Nein, Experiment am eigenen Leib, Frau Poulsen. Und Sie haben doch bereits einiges hinter sich, was?

Thesi lehnt sich in die Kissen zurück. Der Primararzt ist ein riesig sympathischer Mensch. Wenn ich mich nicht gerade schälen würde, könnte ich ein bisschen mit ihm flirten, überlegt Thesi.

Ja ich habe einiges hinter mir, Herr Primararzt. Zum Beispiel Scharlach! lächelt sie harmlos.

Sie sind noch nicht ganz fertig damit, Sie müssen sich noch sehr ruhig verhalten.

Ich werde überhaupt schwer fertig mit gewissen Dingen. Aber ich kann mich nie ruhig verhalten, antwortet Thesi und reibt nachdenklich an ihrer Wange herum.

Nicht zupfen! rufen Primararzt und Schwester Theophania gleichzeitig.

 

281. Ich glaube das gehört Ihnen ( ), sagt der Primararzt unvermittelt (: ). Knöpft den weißen Mantel auf, greift in die Rocktasche und zieht eine zerknitterte Fotografie aus der Brieftasche ( , ; der Rock

/./ , , /./ , ). Da haben Sie das nicht in meinem Zimmer verloren ( ; verlieren)?

Thesi dreht verlegen das kleine verwischte Foto in den Händen und versucht, sich zu erinnern, wie das Bild in die Brieftasche vom Herrn Primararzt gekommen sein mag ( , ). Der Arzt bemerkt ihren hilflosen Blick ( ): Ich glaube, beim Radio in meinem Zimmer haben Sie das Bild vergessen, nicht wahr ( , , )?

Über Thesis Züge fliegt Erschrecken ( = ; das Erschrecken; fliegen ). In den langen, langen Stunden des Gesundwerdens schiebt sich die Erinnerung an den Kriegsausbruch immer mehr zurück ( - ; das Gesundwerden; der Kriegsausbruch). Sie will doch gesund werden ( ). Und diese Erinnerung lähmt ( ). Manchmal nachts, denkt sie an Garys Abschied und Garys Reise ( , ). Dann beißt sie in ihre Hand, um nicht zu schreien ( , ). Und Schwester Theophania murmelt verschlafen ( ): Nicht weinen, nicht zupfen ( , )...

 

281. Ich glaube das gehört Ihnen, sagt der Primararzt unvermittelt. Knöpft den weißen Mantel auf, greift in die Rocktasche und zieht eine zerknitterte Fotografie aus der Brieftasche. Da haben Sie das nicht in meinem Zimmer verloren?

Thesi dreht verlegen das kleine verwischte Foto in den Händen und versucht, sich zu erinnern, wie das Bild in die Brieftasche vom Herrn Primararzt gekommen sein mag. Der Arzt bemerkt ihren hilflosen Blick: Ich glaube, beim Radio in meinem Zimmer haben Sie das Bild vergessen, nicht wahr?

Über Thesis Züge fliegt Erschrecken. In den langen, langen Stunden des Gesundwerdens schiebt sich die Erinnerung an den Kriegsausbruch immer mehr zurück. Sie will doch gesund werden. Und diese Erinnerung lähmt. Manchmal nachts, denkt sie an Garys Abschied und Garys Reise. Dann beißt sie in ihre Hand, um nicht zu schreien. Und Schwester Theophania murmelt verschlafen: Nicht weinen, nicht zupfen...

 

282. Ja, das Bild (, )! Danke vielmals ( ). Woran haben Sie denn erkannt, dass das Foto mir gehört ( , )?

Es stellt doch einen Soldaten in österreichischer Uniform dar ( ; darstellen , ). Die Züge sind schon sehr verblasst, aber die Weltkriegsuniform erkennt man sehr deutlich ( , ). Der unbekannte Soldat sagte ich zu mir ( ).

Für mich bedeutet das Bild der bekannte Soldat ( ). Das Bild soll meinen Vater darstellen ( ). Aber jetzt ( ) Sie hebt das Bild dicht vor die Augen, ihr Gesicht wird unendlich zärtlich ( , ): Man kann doch gar nicht mehr genau erkennen, welche Uniform es ist ( , ). Mein bekannter Soldat es könnte auch Gary sein ( ). Gary, Herr Primararzt!

 

282. Ja, das Bild! Danke vielmals. Woran haben Sie denn erkannt, dass das Foto mir gehört?

Es stellt doch einen Soldaten in österreichischer Uniform dar. Die Züge sind schon sehr verblasst, aber die Weltkriegsuniform erkennt man sehr deutlich. Der unbekannte Soldat sagte ich zu mir.

Für mich bedeutet das Bild der bekannte Soldat. Das Bild soll meinen Vater darstellen. Aber jetzt

Sie hebt das Bild dicht vor die Augen, ihr Gesicht wird unendlich zärtlich: Man kann doch gar nicht mehr genau erkennen, welche Uniform es ist. Mein bekannter Soldat es könnte auch Gary sein. Gary, Herr Primararzt!

 

283. Ein Engländer ()? fragt der Primararzt höflich ( ).

Mein lieber Freund ( ). Wir sind im Sommer eine ganze Nacht auf einer Wiese gesessen und haben die Sterne angeschaut ( ). Und ich weiß genau wir haben beide gedacht, dass noch alles gut werden könnte ( , ).

Es wird auch alles gut werden ( ), sagt der Primararzt gewohnheitsmäßig, man muss Patienten immer beruhigen ( , ; die Gewohnheit ).

Thesi nickt ( ): Jetzt hab' ich alle Kinderkrankheiten hinter mir ( : = ). Masern und Schafblattern hab' ich als Schulmädel gehabt ( ; die Schafblattern , ; das Schulmädel). Und Scharlach, die letzte Kinderkrankheit, ist auch bald vorbei ( , , ). Jetzt sollte ich endlich erwachsen werden ( , , ). Glauben Sie, Herr Primararzt, kann man in meinem Alter noch ein erwachsener Mensch werden ( , , )?

 

283. Ein Engländer? fragt der Primararzt höflich.

Mein lieber Freund. Wir sind im Sommer eine ganze Nacht auf einer Wiese gesessen und haben die Sterne angeschaut. Und ich weiß genau wir haben beide gedacht, dass noch alles gut werden könnte.

Es wird auch alles gut werden, sagt der Primararzt gewohnheitsmäßig, man muss Patienten immer beruhigen.

Thesi nickt: Jetzt hab' ich alle Kinderkrankheiten hinter mir. Masern und Schafblattern hab' ich als Schulmädel gehabt. Und Scharlach, die letzte Kinderkrankheit, ist auch bald vorbei. Jetzt sollte ich endlich erwachsen werden. Glauben Sie, Herr Primararzt, kann man in meinem Alter noch ein erwachsener Mensch werden?

 

284. Der Primararzt versucht, ein ernstes Gesicht zu machen ( = ). Diese Frau Poulsen hat so ernsthafte Augen ( = ). Tja es kommt darauf an, ob Sie Ihre Pflichten erkennen (/ , ; die Pflicht), sagt er, um sich würdevoll aus der Affäre zu ziehen ( , ; die Affäre). Thesi seufzt ( ): Pflichten ()? Ich bin zu allem fähig und zu nichts wirklich brauchbar ( , , )!

Nicht zupfen ( ), ermahnt der Primararzt und beendet die Nachmittagsvisite bei Maria Theresia Poulsen ( ).

 

284. Der Primararzt versucht, ein ernstes Gesicht zu machen. Diese Frau Poulsen hat so ernsthafte Augen. Tja es kommt darauf an, ob Sie Ihre Pflichten erkennen, sagt er, um sich würdevoll aus der Affäre zu ziehen. Thesi seufzt: Pflichten? Ich bin zu allem fähig und zu nichts wirklich brauchbar!

Nicht zupfen, ermahnt der Primararzt und beendet die Nachmittagsvisite bei Maria Theresia Poulsen.

 

285. Frau Poulsen heute dürfen Sie auf eine halbe Stunde aufstehen ( )! verkündet Schwester Theophania eines Tages ( ). Aufstehen ()? fragt Thesi verständnislos und erschrickt ein wenig ( ; das Verständnis ).

Freuen Sie sich denn nicht darüber ( )? lächelt Schwester Theophania und meint, dass es am nettesten wäre, nach Tisch aufzustehen ( , ). Zur Besuchsstunde ( ). Vielleicht kommt heute wieder das nette Fräulein Ulla oder Fräulein Betsy mit dem buntbemalten Gesicht (, - ). Vielleicht kommt auch der freundliche Onkel mit dem weißen Schnurrbart (, ). Ich hab' Ihnen doch schon gesagt, dass es gar kein Onkel ist, sondern nur ein Herr Direktor Nielsen ( , , ), sagt Thesi müd und überlegt, ob sie sich eigentlich freut, dass sie aufstehen darf ( , , ). Es ist so angenehm, in einem weißen Bett zu liegen und gepflegt zu werden und gar nichts zu überlegen ( , , ). Gegen drei Uhr nachmittags tauchen manchmal bekannte Gesichter hinter der Scheibe auf, man lacht ihnen zu und man muss keine richtigen Gespräche mit ihnen führen, sie sind doch nur hinter Glas ( // , , ; tauchen ; auftauchen , ). Und später, wenn sie wieder verschwunden sind, hat man viel Zeit, über diese Gesichter nachzudenken ( , , , ; verschwinden). Man hat überhaupt viel Zeit, herrlich viel Zeit ( , )...

 

285. Frau Poulsen heute dürfen Sie auf eine halbe Stunde aufstehen! verkündet Schwester Theophania eines Tages.

Aufstehen? fragt Thesi verständnislos und erschrickt ein wenig. Freuen Sie sich denn nicht darüber? lächelt Schwester Theophania und meint, dass es am nettesten wäre, nach Tisch aufzustehen. Zur Besuchsstunde. Vielleicht kommt heute wieder das nette Fräulein Ulla oder Fräulein Betsy mit dem buntbemalten Gesicht. Vielleicht kommt auch der freundliche Onkel mit dem weißen Schnurrbart. Ich hab' Ihnen doch schon gesagt, dass es gar kein Onkel ist, sondern nur ein Herr Direktor Nielsen, sagt Thesi müd und überlegt, ob sie sich eigentlich freut, dass sie aufstehen darf. Es ist so angenehm, in einem weißen Bett zu liegen und gepflegt zu werden und gar nichts zu überlegen. Gegen drei Uhr nachmittags tauchen manchmal bekannte Gesichter hinter der Scheibe auf, man lacht ihnen zu und man muss keine richtigen Gespräche mit ihnen führen, sie sind doch nur hinter Glas. Und später, wenn sie wieder verschwunden sind, hat man viel Zeit, über diese Gesichter nachzudenken. Man hat überhaupt viel Zeit, herrlich viel Zeit...

 

286. Es wird eine große Überraschung sein, wenn Sie zur Besuchsstunde aufstehen und selbst ans Fenster treten ( , ).

Vielleicht kommt heute Sven ( , ), sagt Thesi. Das sagt sie jeden Morgen ( ). Vielleicht ( )... Sven kommt selten, Sven hat jetzt besonders viel zu tun ( , ). Warum hat eigentlich Sven gerade jetzt so viele Aufträge (, , ; der Auftrag)? Der Krieg hat doch erst begonnen, gibt es bereits Kriegsgewinnler ( , , ; der Kriegsgewinnler; gewinnen )?

Ich habe keinen Schlafrock, Schwester (, / /; der Schlafrock), wirft Thesi ein und denkt, dass man ohne Schlafrock nicht aufstehen kann ( , ; einwerfen). Es ist so warm und gut im weißen Bett ( ).

Oh, Sie bekommen einen Spitlsmantel (, )! antwortet Schwester Theophania vergnügt (/ ).

Und Hausschuhe ( ; der Hausschuh)?

Auch vom Spital ( = ).

Darauf lässt sich nichts erwidern ( ). Thesi soll eine halbe Stunde aufstehen ( ). Sie bekommt einen Spitalsmantel ( ). Hübsch wird das sein, so ein Spitalsmantel ( , )!

 

286. Es wird eine große Überraschung sein, wenn Sie zur Besuchsstunde aufstehen und selbst ans Fenster treten.

Vielleicht kommt heute Sven, sagt Thesi. Das sagt sie jeden Morgen. Vielleicht... Sven kommt selten, Sven hat jetzt besonders viel zu tun. Warum hat eigentlich Sven gerade jetzt so viele Aufträge? Der Krieg hat doch erst begonnen, gibt es bereits Kriegsgewinnler?

Ich habe keinen Schlaf rock, Schwester, wirft Thesi ein und denkt, dass man ohne Schlafrock nicht aufstehen kann. Es ist so warm und gut im weißen Bett.

Oh, Sie bekommen einen Spitalsmantel! antwortet Schwester Theophania vergnügt.

Und Hausschuhe?

Auch vom Spital.

Darauf lässt sich nichts erwidern. Thesi soll eine halbe Stunde aufstehen. Sie bekommt einen Spitalsmantel. Hübsch wird das sein, so ein Spitalsmantel!

 

287. Zehn Minuten vor drei zieht Schwester Theophania die Bettdecke fort ( / / ). Thesi setzt sich auf und schiebt langsam die Beine aus dem Bett ( ). Dann lässt sie vorsichtig die Beine auf den Boden baumeln und reibt nachdenklich mit der großen Zehe auf dem Fußboden herum ( = , , ; reiben , , ; die Zehe ). Aber da steckt Schwester Theophania Thesis Füße in große Filzpantoffeln ( ; der Filzpantóffel; der Filz; der Fuß). Die Filzpantoffeln sind braungrau kariert und sehr abscheulich ( - , ). Lassen Sie mich lieber im Bett ( ), schlägt Thesi vor ( ; vorschlagen).

Kommen Sie nur, Sie sind gesund ( , )! muntert Schwester Theophania auf, zieht Thesi in die Höhe und stellt sie auf ( , / /; munter ; aufmuntern ). Thesi steht ( ). Knieweich zwar und fröstelnd und sehr ungern, aber sie steht (, , ; frösteln , ; weich , ).

Mir ist schwindlig, Schwester (, )!

Das kommt Ihnen nur so vor, Frau Poulsen ( , ; vorkommen). Schnell den Spitalsmantel anziehen ( )!

Mir ist sehr schlecht, Schwester (, )!

Das kommt Ihnen nur so vor, Frau Poulsen ( , )!

Der Spitalsmantel ist aus Barchent und grau in grau gestreift ( ; der Bárchent; grau in grau ; gestreift ). Er ist viel zu groß für Thesi, sie steckt darin wie in einem weiten Sack ( , , ; stecken , , ; der Sack). Und die Ärmel sind zu lang und überhaupt ( ; der Ärmel)!

 

287. Zehn Minuten vor drei zieht Schwester Theophania die Bettdecke fort. Thesi setzt sich auf und schiebt langsam die Beine aus dem Bett. Dann lässt sie vorsichtig die Beine auf den Boden baumeln und reibt nachdenklich mit der großen Zehe auf dem Fußboden herum. Aber da steckt Schwester Theophania Thesis Füße in große Filzpantoffeln. Die Filzpantoffeln sind braungrau kariert und sehr abscheulich.

Lassen Sie mich lieber im Bett, schlägt Thesi vor.

Kommen Sie nur, Sie sind gesund! muntert Schwester Theophania auf, zieht Thesi in die Höhe und stellt sie auf. Thesi steht. Knieweich zwar und fröstelnd und sehr ungern, aber sie steht.

Mir ist schwindlig, Schwester!

Das kommt Ihnen nur so vor, Frau Poulsen. Schnell den Spitalsmantel anziehen!

Mir ist sehr schlecht, Schwester!

Das kommt Ihnen nur so vor, Frau Poulsen!

Der Spitalsmantel ist aus Barchent und grau in grau gestreift. Er ist viel zu groß für Thesi, sie steckt darin wie in einem weiten Sack. Und die Ärmel sind zu lang und überhaupt!

 

288. Kranke Menschen lässt man im Bett ( ), knurrt Thesi und schlurft knieweich zum Fenster ( ; schlurfen /, /). Man sieht in einen gepflasterten Hof mit drei mageren Bäumen (/ / ; das Pflaster , ). Die armseligen Bäume haben rotgelbe Blätter ( - ). Unter dem Baum rechts ist eine Bank, auf dieser Bank sitzt eine Frau ( , ). Die Frau hält das Taschentuch vor ihren Mund ( ). Man kann ihr Gesicht nicht genau erkennen ( ).

Thesi, die fünf Wochen lang nur den Himmel anschauen konnte, interessiert sich sehr für die Vorgänge im Hof (, / / , // ; der Vorgang). Schwester, da unten sitzt eine Frau (, ). Ich glaube, sie weint ( , ), berichtet Thesi ( ).

So , sagt Schwester Theophania gleichgültig und hantiert mit Thesis Bettzeug herum ( ).

Vielleicht ist jemand gestorben (, - ), meint Thesi und beobachtet die Frau unter dem trübseligen Bäumchen ( ).

 

288. Kranke Menschen lässt man im Bett, knurrt Thesi und schlurft knieweich zum Fenster. Man sieht in einen gepflasterten Hof mit drei mageren Bäumen. Die armseligen Bäume haben rotgelbe Blätter. Unter dem Baum rechts ist eine Bank, auf dieser Bank sitzt eine Frau. Die Frau hält das Taschentuch vor ihren Mund. Man kann ihr Gesicht nicht genau erkennen.

Thesi, die fünf Wochen lang nur den Himmel anschauen konnte, interessiert sich sehr für die Vorgänge im Hof. Schwester, da unten sitzt eine Frau. Ich glaube, sie weint, berichtet Thesi.

So , sagt Schwester Theophania gleichgültig und hantiert mit Thesis Bettzeug herum.

Vielleicht ist jemand gestorben, meint Thesi und beobachtet die Frau unter dem trübseligen Bäumchen.

 

289. Jetzt sind Sie wieder gesund ( )! sagt Schwester Theophania freundlich ( ). Sie hat Thesi nicht zugehört, sondern das Bett in Ordnung gebracht ( , ).

Ja jetzt bin ich also wieder gesund ( , ), nickt Thesi und wendet den Blick von der fremden weinenden Frau ( ). Vielleicht hat die Arme auch nur Zahnweh, denkt sie, alles ist möglich, ich bin also wieder gesund, ich muss vielleicht bald fort von hier und irgend etwas Vernünftiges anfangen (, , , , , , , - ). Warum eigentlich etwas Vernünftiges (, , - )? Es ist ein Vorurteil, dass erwachsene alleinstehende Menschen vernünftig sein sollen ( , , = ). Ich müsste mir etwas Nettes, Blödsinniges ausdenken, ich möchte mir gern eine Freude machen ( - , /, ). Ich weiß nur nicht, was Freude machen könnte, ich ( , , )

Besuchsstunde ( ), sagt Schwester Theophania. Thesi schlurft zum Besucherfenster und zieht selbst den Vorhang zurück ( ). Schwester Theophania stellt einen Stuhl vor die Scheibe ( ): Setzen Sie sich, Frau Poulsen, Sie sind noch schwach (, , ).

 

289. Jetzt sind Sie wieder gesund! sagt Schwester Theophania freundlich. Sie hat Thesi nicht zugehört, sondern das Bett in Ordnung gebracht.

Ja jetzt bin ich also wieder gesund, nickt Thesi und wendet den Blick von der fremden weinenden Frau. Vielleicht hat die Arme auch nur Zahnweh, denkt sie, alles ist möglich, ich bin also wieder gesund, ich muss vielleicht bald fort von hier und irgend etwas Vernünftiges anfangen. Warum eigentlich etwas Vernünftiges? Es ist ein Vorurteil, dass erwachsene alleinstehende Menschen vernünftig sein sollen. Ich müsste mir etwas Nettes, Blödsinniges ausdenken, ich möchte mir gern eine Freude machen. Ich weiß nur nicht, was Freude machen könnte, ich

Besuchsstunde, sagt Schwester Theophania. Thesi schlurft zum Besucherfenster und zieht selbst den Vorhang zurück. Schwester Theophania stellt einen Stuhl vor die Scheibe: Setzen Sie sich, Frau Poulsen, Sie sind noch schwach.

 

290. Thesi sitzt vor dem leeren Fenster ( ). Die Ärmel fallen über ihre Hände, unter dem komischen, grau in grau gestreiften Sack schauen riesige Filzpantoffeln hervor ( , - ; hervor ). Thesis Haare hängen glatt und strähnig bis zu den Schultern, und ihr mageres Gesicht ist nicht mehr gelb gefleckt, sondern einfarbig blass ( , , ; die Strähne ; einfarbig ). Sie schaut zu Boden, weil sie sich gerade ängstlich bemüht, die Filzpantoffeln unter dem Stuhl zu verstecken ( , ). Dann blickt sie auf und gerade in Svens lachendes Gesicht ( / ). Thesi kann sich nicht erinnern, Sven jemals so herzlich lachen gesehen zu haben ( , -, ). Es ist beleidigend ( ; beleidigen , ). Kränkend (; kränken , ). Es ist gemein und tut weh ( ).

Warum lachst du so ( )? fährt sie ihn an (: ).

 

290. Thesi sitzt vor dem leeren Fenster. Die Ärmel fallen über ihre Hände, unter dem komischen, grau in grau gestreiften Sack schauen riesige Filzpantoffeln hervor. Thesis Haare hängen glatt und strähnig bis zu den Schultern, und ihr mageres Gesicht ist nicht mehr gelb gefleckt, sondern einfarbig blass. Sie schaut zu Boden, weil sie sich gerade ängstlich bemüht, die Filzpantoffeln unter dem Stuhl zu verstecken. Dann blickt sie auf und gerade in Svens lachendes Gesicht.





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: 2016-11-18; !; : 374 |


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