Die Phraseologie (fr.phrase<lat.phrasis<griech.phrasis(Gen.phraseos= das Sprechen, Ausdruck) logos= Lehre, Wort, Rede) ist eine lihguistische Disziplin, die sich mit festen(stehenden) Wortkomplexen einer Sprache befasst. Ihr Forschungsgegenstand sind feste Wortkomplexe. Unter festen Wortkomplexen sind Wortverbindungen, Wortgruppen, festgeprägte Sätze zu verstehen, die über eine besondere Semantik verfügen. Der Phraseologismus – ist eine komplexstehende Wendung mit übertragene Bedeutung.
Die Aufgabe der Phraseologie ist die Erforschung der Phraseologismen. Die Hauptfrage> Welche Bedeutung und Funktionen hat ein Phraseologismus?
Folgende Aspekte der modernen Phraseologie-Forschung:
1)der Benennungsaspekt, d.h. die Untersuchung der Frage, welche Fragmente der außensprachlichen Wirklichkeit durch feste Wortkomplexe bekannt werden, die Mechanismen ihrer Erzeugung, Probleme der Modellierung;
2)semantische Eigenständigkeit im Vergleich zu einfachen sprachlichen Zeichen;
3)kommunikative und pragmatische Potenzen und Leistungen der phraseologischen Wendungen im Text;
4)Prozesse der Idiomatisierung und Metaphorisierung in den Phraseologismen.
Gruppen von Ph-n
Semantische Klassifikation von V.V. Vinogradov. Er sondert folgende Gruppen aus:
• phraseologische Einheiten (Ganzheiten) - feste Wortkomplexe mit singulärer Verknüpfbarkeit der Konstituenten und semantisch transformierter Bedeutung des gesamten Konstituentenbestandes, z.B. Grillen fangen - "grübeln", z.B. keinen Finger krumm machen "nichts tun"; ins Wasser fallen "scheitern". Sie sind teilweise motiviert, ihr formales Merkmal ist das Vorhandensein von homonymen freien Wortverbindungen. Dazu zählt man auch Paarformeln (Zwillingsformeln, Wortpaare). Diese Untergruppe der phraseologischen Einheiten, die aus zwei Lexemen der gleichen Wortart besteht, z.B. Feuer und Flamme, Schritt für Schritt, Komparative Phraseologismen - Untergruppe der phraseologischen Einheiten, deren zugrunde ein Vergleich liegt, z.B. schlafen wie ein Sack
phraseologische Verbindungen Schwarzmarkt, Goldene Hochzeit. Semantik ist analytisch, sie sind motiviert, Untergruppe der Phraseologismen mit singulärer Verknüpfung einer semantisch transformierten Konstituente, z.B. blinder Passagier, schwarzer Markt, goldene Hochzeit.
• Wortkomplexe nicht phraseologischen Typs.
Modellierte Bildungen - stehende (feste) Wortkomplexe nichtphraseologischen Typs, die in der Sprache nach bestimmten strukturell-semantischen Modellen entstehen und eine typisierte Semantik besitzen, z.B. Bruder hin Bruder her, Freund hin, Freund her. Lexikalische Einheit en - feste Verbindungen mit nominativer Funktion, die eine semantische Ganzheit bilden, jedoch aufgrund der eigentlichen lexikalischen Bedeutungen der Konstituenten, d.h. die semantische Transformation der Komponenten fehlt; z.B. die Deutsche Demokratische Republik, die Bundesrepublik Deutschland, der Nahe Osten. Phraseologisierte Verbindungen - stehende (feste) Wortkomplexe nichtphraseologischen Typs mit analytischer Bedeutung, mit übertragener Bedeutung einer der Komponenten, welche sich durch serielle Verknüpfung charakterisiert; z.B. j-m Achtung, Anerkennung, Bewunderung, Verehrung, Beifall, Dank zollen (erweisen).
• festgeprägte Redensarten mit Umdeutung. Struktur – Satz, Semantik- volligt transformeirt z.B. Ende gut, alles gut.
Synonymie
Synonymie – eine Art der pardigmatischen Beziehungen, die in der Ersatzbarkeit einiger Elemente in demselben oder nahen Kontext besteht. (Oguy) Paradigmatische Beziehungen definiert man als Beziehungen der Einheiten, die durch die Relation der Opposition verbunden sind. Paradigmatische Beziehungen stellen die Beziehungen zwischen solchen Einheiten dar, die in ein und demselben Kontext auftreten können und sich in diesem Kontext gegenseitig bestimmen oder ausschließen. Synonyme werden gewöhnlich Wörter genannt, deren Bedeutung ähnlich oder identisch ist. Der Terminus „Synonym“ ist griechischen Ursprungs, wo das Wort synonymos „gleichnamig“ bedeutete. Unter Synonymen werden also sinnverwandte Wörter mit verschiedener lautlicher Form und ähnlicher oder gleicher Bedeutung, die einen und denselben Begriff oder sehr ähnliche Begriffe ausdrücken.
Synonyme unterscheiden sich voneinander:
a) durch Schattierungen der Bedeutung: schnell drückt nicht ganz dasselbe wie hastig aus (hastig bezieht sich nur auf Menschen);
b) durch verschiedenen kontextuellen Gebrauch: nicht immer lassen sich ledig, los und frei gegenseitig ersetzen;
c) durch stilistische Färbung: fressen, essen, speisen, wo essen neutral, fressen grob, speisen gehoben gefärbt sind.
Für Synonymie ist in erster Linie nicht die Bedeutungsidentität, sondern die Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit relevant. Diese Synonymie basiert sich auf den Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit, dabei verfügen synonymische Lexeme über gleiche wesentliche Seme (Bedeutungselemente) und unterscheiden sich nur in sekundären Semen, die konkretisierend, regional, wertend-stillistisch usw. sein können.
Man unterscheidet folgende Arten von Synonymen: 1)Ideographische Synonyme sind Wörter, die eine und dieselbe nominative Bedeutung besitzen, sich aber voneinander durch verschiedene Bedeutungsnuancen und die Besonderheiten des Gebrauchs unterscheiden
Die Reihe Lohn –Gehalt – Gage weist diesselbe Besonderheit auf. Alle diese Wörter bezeichnen die Geldsumme, welche regelmäßig an eine Person ausgezahlt wird. Lohn bezeichnet die Geldsumme, die ein Arbeiter verdient, Gehalt wird in Bezug auf den Verdienst von Angestellten und Beamten verwendet, Gage bezeichnet das, was Künstlern ausgezahlt wird.
2) Stilistische Synonyme unterscheiden sich entweder durch ihre besondere stilistische Färbung oder durch den Gebrauch in verschiedenen funktionalen Stilen: Wellen (neutral) – Wogen, Gesicht (neutral) – Antlitz, Fratze, Pferd (neutral) – Roß, Träne (neutral) – Zähre, weinen (neutral) – heulen. Sich verheiraten – sich verehelichen – ein Weib heimführen – sich beweiben – bezeichnen ein und denselben Vorgang. Sich verehelichen gehört in den sogenannten Amtsstil. Sich verheiraten ist der Ausdruck des täglichen Verkehrs. Ein Weib heimführen kommt nur in der hochpoetischen Ausdrucksweise vor, in der Alltagsrede wirkt es ironisch. Sich beweiben tritt in aufgelockerter etwas derber Redeweise auf.
3) Absolute oder vollständige Synonyme sind solche Wörter, die gleiche dingliche Bedeutungen haben, das heißt die einen und denselbsn Begriff ausdrücken, im Kontext einander ersetzen können und stilistisch neutral gefärbt sind: Schi – Ski, Schneebretter – Schneeschuhe. Auch Wortverbindungen können als Synonyme auftreten: jemandem aufs Haar gleichen, ähnlich sehen, wie ein Ei den anderen gleichen, ähnlich wie ein Tropfen Wasser sein. Alle diese Wortverbindungen bedeuten „sich völlig ähnlich sein“.
Die meisten Reihen vollständiger oder absoluter Synonyme bestehen aus Wörtern deutscher und fremder Herkunft: Bahnsteig – Perron, Ergebnis – Resultat, Rundfunk – Radio, Wagen – Auto. In der deutschen Sprache existieren viele Dialekte, dadurch ist Deutsch an territorialen oder regionalen Dubletten sehr reich: Schlächter – Fleischer – Metzger – Fleischhauer. Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit können manchmal bei einer größeren Anzahl vor Wörtern festgestellt werden, wodurch synonymische Gruppen oder Reihen entstehen. Dabei bedingt das erste Wort den Charakter der ganzen Reihe. Dieses Wort wird als Dominante der synonymischen Reihe bezeichnet. Sie gibt besonders klar die Bedeutung der ganzen Reihe wieder, ist stilistisch neutral und gebräuchlicher als andere synonymische Wörter der Gruppe/Reihe: schnell – geschwind – schleunigst –flugs–hurtig–behende–ras.
Bedeutungsverengung
Die Bedeutungsverengung ist das Gegenteil zur Bedeutungserweiterung. ((Die Bedeutungserweiterung meint die Erweiterung des Bedeutungsumfanges eines Wortes nach dem Prozess des Bedeutungswandels. Der parallele Terminus für die Bedeutungserweiterung ist die Generalisierung der Bedeutung. Beispiele: machen — ein westgermanisches Wort (engl. make), verwandt mit griech. mässein (kneten), russ. mazat' „bestreichen, schmieren". Als Grundbedeutung ist „kneten, formen, zusammenfügen (beim Lehmbau)", dann „zurechtmachen, in Ordnung bringen" anzunehmen. Die Bedeutung hat sich dann verallgemeinert. Heute gehört machen zu den Lexemen mit erweiterter semantischer Grundlage.))
Die Bedeutungsverengung besteht darin, dass ein Wort mit einem ursprünglich weiten Bedeutungsumfang später nur noch einen Teil des ursprünglichen Anwendungsbereichs aufweist. Der parallele Terminus für die Bedeutungsverengung ist die Spezialisierung der Bedeutung. Beispiele: fahren — bezeichnete ursprünglich jede Art der Fortbewegung wie „gehen, reiten, schwimmen, im Wagen fahren, reisen". Im Deutsch von heute versteht man aber unterfahren nur die Fortbewegung auf Wagen, Schiffen, mit der Bahn u.a. Diese Bedeutungsspezialisierung ist insofern typisch, als hier ein Übergang aus dem Allgemeinwortschatz in die Fachlexik der Sprachwissenschaft vorliegt. Die Verengung der Bedeutung entsteht als Ergebnis der semantischen Entwicklung eines Wortes vom Allgemeinen zum Einzelnen, vom Abstrakten zum Konkreten. Die Bedeutung des Wortes verengt sich, und das Wort beginnt infolgdessen einen engeren, einen Einzelbegriff auszudrücken. Die Verengung des Bedeutungsumfangs führt auch die Begrenztheit des Gebrauchsgebiets des Wortes mit sich: Dach, ursprünglich allgemein „das Deckende“, heute nur „das Dach eines Hauses“; Lid, ursprünglich „Deckel“ überhaupt, heute nur „Augendeckel“
Entlehnungen
Die Entlehnung ist die Übernahme sprachlicher Bestandteile aus einer Sprache in eine andere.
Man unterscheidet direkter, indirekter, Ruckentlehnung. Die direkte Ent. Erfolgt durch Kontaktubernahme (Sachentlehnung) Dazu gehoren^ s ubstrates keltisches Worgut aus der fruhen germanishen Zeit (Reich), superstrates lateinisches Worgut (Strasse, Ziegel), adstrates slawisches onomastisches Wortgut aus dem 5-11Jh.(Laba-Elbe). Die indirekte En. Erfolgt, wenn ein Wort einer Sprache durch eine andere Sprache ins Deutsche ubermittelt wird, wie z.b.> eng. Meeting- dt. Meeting, Kundgebung. Die Ruckentlehnung ist zu beobachten, wenn ein deutsches(germ.) Wort in eine fremde Sprache ubernommen wird und von dort oft nach dem vollzogenen Bedeutungswandel zuruckkehrt(vgl. Saal- Salon)
Nach der Eatlehnungsform sind zu unterscheiden:
1. Fremdwortübernahme. Bei dieser Entlehnung werden fremde Formative in die entlehnende Sprache übernommen. Das Ergebnis sind Fremdwörter vom Typ: Bungalow — einstöckiges (Sommer)haus, Designer — Formgestalter für Gebrauchsgüter. Der parallele Terminus dafür ist formale Entlehnung.
2. Lehnprägung. Dieser Entlehnungsvorgang besteht in der Nachbildung des fremden Inhalts mit Mitteln der eigenen Sprache. Bei genauer Analyse kann man hier einige Unterarten unterscheiden81, von denen vor
allem zu nennen sind: Lehnübersetzung, Lehnübertragung und Lehnbedeutung.
Bei der Lehnübersetzung (russ. калькирование) handelt es sich um eine Nachbildung der Morphemstruktur von Fremdwörtern oder fremden Wortgruppen: Wandzeitung (russ. стенгазета), Heldder Arbeit (russ. Герой
Социалистического Труда).
Lehnübertragung ist eine freiere Wiedergabe der Morphemstruktur der entlehnten Wörter: patria — Vaterland, longplaying — Langspielplatte.
Lehnbedeutung ist die Zuordnung einer fremden Bedeutung zu einem deutschen Formativ. Eine Lehnbedeutung aus dem Russischen war „Arbeitskollektiv" in der semantischen Struktur des Wortes Brigade; — „Mitglied einer Pionierorganisation" in der semantischen Struktur von Pionier. Von diesen Formen der Übernahme sind die Bezeichnungsexotismen zu unterscheiden. Sie werden zur Benennung fremder Gegebenheiten, Einrichtungen genutzt: Kopeke, Dollar, Cent, Wallstreet, Rüde Prävo, Prawda,
Kreml.
Antonymie
Antonymie bezeichnet als Semantische Relation einen Typ von Bedeutungsgegensatz zwischen sprachlichen Ausdrücken.
Antonyme sind Wörter mit Gegenbedeutung: Weiß – schwarz; Tag – Nacht.
Die wichtigste Voraussetzung der Antonymie ist das Vorhandensein eines gemeinsamen semantischen Kerns, auf dessen Basis die Polarität entsteht (Zeit: Tag, Nacht).
Nach dem Gegensatz unterscheidet man:
a) Kontradiktorische Antonyme. In diesem Fall handelt es sich um einen
strengen Gegensatz, um logische Gegenüberstellung zwei Begriffe:
schwarz- weiß, ledig – verheiratet.
b) Konträre Antonyme. Solche Antonyme stehen zu einander in einem abstufbaren Gegensatz: hell-dunkel, groß-klein.
c) komplementäre Antonyme. Bei diesen Antonymen setzt die Negation eines Begriffs die Behauptung des anderes Begriffs voraus:
ledig – nicht ledig = verheiratet
Man unterscheidet lexikalische Antonyme, die von verschiedenen Stammen gebildet werden (Frühling – Herbst, Sonne – Mond) und wortbildende Antonyme, die von gleichen Stammen gebildet werden (schön – unschön; glücklich – unglücklich).
Man unterscheidet noch die konversen Antonyme, d.h. solche Wortpaare, bei denen das eine Lexem das andere voraussetzt: steigen – sinken, geben – nehmen.
In der letzten Zeit wird die Meinung ausgesprochen, dass solche Fälle wie „die Fahne aufrollen“ auch zur Antonymie gezählt werden und man nennt solche Fälle Enantiosemie (innerwörtliche Antonymie), d.h. verschiedene lexisch-semantische Varianten eines Wortes können in einem Gegensatz zu einander stehen.
Die Möglichkeit der Antonymie ist stark gebunden an das Vorhandensein der qualitativen Merkmale, deshalb ist sie in erster Linie bei Adjektiven und mit ihnen in Relation stehenden Substantiven und Verben stark entwickelt.