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Der Hase mit den Hörnern




Das unzufriedene Fohlen

Unbekannter Verfasser.

In einem einsamen Tal lebte ein erfahrenes, weises Pferd mit einem jungen, lebhaften Fohlen. Die Hänge des Tales waren mit saftigem Gras bedeckt, überall blühten die schönsten Blumen, und klare Bäche durchzogen die Wiesen. Wollten das Pferd und sein Fohlen rasten, so legten sie sich in den kühlen Schatten der Bäume - kurzum, es fehlte ihnen nichts, um glücklich zu sein. Jedoch, dem Fohlen ging es wie so vielen anderen jungen Leuten: Es hatte alles, und so wurde es unzufrieden. Es stopfte sich jeden Tag mit Klee voll, vertrödelte die Zeit auf den blühenden Wiesen und galoppierte umher, ohne zu wissen, warum es galoppierte. Es badete, auch wenn es keine Lust dazu hatte. Wohlgenährt und bequem, wurde das junge Fohlen bald des angenehmen Lebens überdrüssig, und es begann das Tal, in dem es lebte, zu verachten.

Eines Tages lief das Fohlen zu seinem Vater und sagte: Schon einige Zeit fühle ich mich nicht mehr wohl. Dieses Gras hier bekommt mir nicht, ich werde gewiss krank, wenn ich es weiter fresse. Der Klee schmeckt fade, die Bäche sind schmutzig, und die Luft macht michschwach. Vater, ich werde sterben, wenn wir nicht von hier fort gehen." Da es dein Leben betrifft," antwortete das weise Pferd, werden wir nicht eine Minute länger hier bleiben, lieber Sohn."

Und so zogen beide fort, um eine neue Heimat zu suchen. Das Fohlen sprang umher und wieherte vor Freude, das alte Pferd ging gelassen voraus und führte. Sie wanderten über hohe Bergrücken und kletterten über steile Pfade hinauf und hinab. Der Wind wehte kalt, zwischen den kahlen Steinen wuchs auch nicht ein einziges Fleckchen grüner Kräuter. Allmählich machte sich Hunger bemerkbar.

Der Abend kam, und weit und breit war keine Wiese und keine Weide zu entdecken. Die beiden Pferde legten sich hungrig auf den kalten Steinboden.

Am nächsten Tag, als sie schon ganz erschöpft und kraftlos waren, fanden sie endlich ein paar kümmerliche Dornenzweige. Vom Hupfen und Springen und Umhergaloppieren war keine Rede mehr bei dem jungen Fohlen, und am dritten Tag konnte es kaum noch ein Bein vor das andere setzen.

Es ist Zeit, dass wir heimkehren," dachte der Vater, und er führte sein Fohlen auf einen Weg, den es nicht kannte, zurück in das heimatliche Tal. Es war dunkle Nacht, als sie ankamen. Kaum fühlte das Fohlen unter seinen Hufen das frische Gras der Wiese, im Tal, begann es - ausgehungert wie es war - gierig zu fressen. 0, Vater!" wieherte es. Welch herrliche Weide! Noch niemals habe ich so süßes und duftendes Gras gefressen. Lass uns nicht weitersuchen, Vater. Hier wollen wir bleiben, wir können doch kein schöneres und besseres Zuhause finden!"

Indiesem Augenblick begann der Morgen zu dämmern, und das Fohlen erkannte das Tal, das ihm vor drei Tagen so langweilig und gering erschienen war. Verwirrt ließ es den Kopf hängen und wagte nicht, seinen Vater anzusehen.

Das weise Pferd aber sagte milde zu ihm: Mein lieber Sohn, in Zukunft vergiss niemals: Allzu leicht wird man unzufrieden, wenn man alles im Überfluss hat. Nur wer bescheiden ist, wird immer glücklich sein."

 

 

Der Hase mit den Hörnern

 

Ein Häschen tummelte sich ausgelassen an einem wunderschönen Sommermorgen auf einem freien Plätzchen, das von dichtem Buschwerk umgeben war. Hier fühlte es sich sicher. Vergnügt hopste es über ein paar Heidebüschel, sauste übermütig im Kreis umher und wälzte sich mit Wohlbehagen im sonnengewärmten Sand. Es zersprang fast vor Lebenslust und wußte vor Glück nicht wohin mit seinen Kräften.

 

Aber plötzlich duckte es sich blitzartig in einer kleinen Erdmulde nieder. Ein Hirsch setzte über die Büsche hinweg, und gleich darauf folgte ein Widder. Danach trampelte auch noch ein schwerer Stier respektlos quer durch das sonnige Morgenreich des kleinen Häschens.

 

"Unverschämte Bande", kreischte das Häschen, "mir meinen schönen Morgen so zu verderben!" Kaum hatte es sich wieder aufgerappelt, sprang eine Ziege über die Sträucher. "Halt", schrie das Häschen, "was soll das bedeuten, wo läuft ihr denn alle hin?"

 

Die Ziege, die immer zu einem Streich aufgelegt war, schaute lange und ernst auf die Ohren des Häschens, dann meckerte sie munter: "Hast du denn noch nicht von dem neuen Gesetz des Königs gehört? Ein kühner Bruder von mir stieß zufällig den Löwen mit seinen prächtig geschwungenen Hörnern in die Seite. Doch der König verstand keinen Spaß und befahl, dass alle Tiere, die Hörner tragen, sein Land verlassen müssten. Wer heute Abend noch hier verweilt, wird mit dem Tod bestraft. Ich muss mich beeilen. Lebe wohl, Meister Langohr."

 

"Sonderbar", dachte das Häschen, welches nicht so schlau war wie sein Großvater, "der Löwe treibt seine Beute aus dem Land? Höchst sonderbar."

 

Auf einmal fuhr das Häschen zusammen. jetzt wußte es, warum die Ziege es so seltsam angegafft hatte. Natürlich, das war es. Im Sand erblickte das Häschen die Schatten seiner Ohren. Sie erschienen ihm riesengroß, und es befürchtete, dass der König seine Ohren für Hörner halten könnte.

 

"Was mach' ich nur, was mach' ich nur?" wiederholte der Hasenfuß und zitterte wie Gras im Wind. "Hier bin ich geboren, hier bin ich aufgewachsen, hier kenne ich jeden Grashalm. Ich mag nicht auswandern. Ach, wären meine Ohren so klein wie die einer Maus."

 

Eine Grille hatte die Worte der Ziege vernommen, und als sie nun das dumme Häschen so jammern hörte, lachte sie. "Du dummer Angsthase, die Ziege hat dir nur Hörner aufsetzen wollen. Was du wirklich an deinem Kopf hast, sind ganz gewöhnliche Ohren."

 

"Hier aber hält man sie für Hörner", gab das Häschen traurig zur Antwort. "Was hilft es mir, dass ich, du und der liebe Gott wissen, dass es Ohren sind, wenn es der Löwe nicht glaubt." Und ängstlich lief das Häschen in ein anderes Land.

 

 





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