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Zu den deutsch-russischen Beziehungen




Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,

als Vertreter des Deutschen Historischen Museums Berlin habe ich die Ehre, Sie hier in Rosenheim zur Eröffnung der Landesausstellung Deutsche im Osten willkommen zu heißen.

Die Ausstellung hat zum Ziel, die reiche Geschichte der deutschen Beiträge zu wirtschaftlichem Erfolg und kultureller Blüte in Osteuropa darzustellen und den Besuchern ein Kaleidoskop von Bildern und Geschichten zu präsentieren. Anhand großartiger Einzelstücke und vergessener Ansichten von historischen Schätzen sollen die Ausstellungsbesucher einen Einblick in Regionen und Orte der deutschen und der russischen Geschichte erhalten, die uns lange ferngerückt erschienen. Die politische Zeitenwende in Europa seit 1989 eröffnet jetzt die Möglichkeit, uns zu erinnern und nach diesen Jahrhunderten deutscher Kultur im Osten zu fragen.

Gestatten Sie mir zur Einstimmung auf die Ausstellung einen kleinen Streifzug durch die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen zu unternehmen.

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Das Bestreben russischer Machthaber, westliche Errungenschaften nach Rußland zu importieren, zeigte sich nicht erst in diesem Jahrhundert, auch nicht trst unter Peter dem Großen und der deutschen Kaiserin, Katharina der Großen, sondern diese Bemühungen reichen weit in die russische Vergangenheit zurück.

Schon Iwan III., der am Ende des 15. Jahrhunderts regierte, der Herrscher, dem es gelang, das Joch der Tataren abzuschütteln, schon dieser Iwan III. rief italienische Baumeister ins Land, die den Moskauer Kreml umbauen und ihm ein imperiales Aussehen verleihen sollten. Im 16. Jahrhundert setzte Iwan IV.. den wir Deutschen den Schrecklichen nennen, diese Bestrebungen fort. Jetzt waren es nicht mehr nur die ital ienischen Baumeister, die ins Land gerufen wurden, sondern auch andere Bartlose, wie man damals die Europäer nannte, nämlich Holländer, Dänen und eben auch Deutsche.1 Alle diese sollten helfen, den Aufbau Rußlands nach westlichem Vorbild zu bewerkstelligen. Es waren Fachleute des Bergbaus, Goldschmiede, Zimmerleute, Brunnenbauer, Ärzte und vor allem auch Kanonenbauer, weil ja Iwan IV. schon die Absicht hatte, eine Großmacht zu errichten, die mit den westlichen Großmächten Schritt halten konnte, und dazu mußte sie natürlich auch gut gerüstet sein. Auch Handelsverbindungen mit Westeuropa entstanden bereits in dieser Zeit, vor allem mit den großen Hafenstädten an der Ostsee, wie z.B. mit Lübeck. In dieser Zeit entstand denn auch am Rande Moskaus, am Flußchen Jausa, die sog. Deutsche Vorstadt. Sie war es auch, die schließlich 100 Jahre später Peter den Großen anregte, westliches Know-how zu importieren. Peter wohnte ja in Moskau in einem im Osten gelegenen Landhaus, und die deutsche Vorstadt lag auf dem Weg zum Kreml, in den er 1689 als Alleinherrscher einzog. Und genau diesen Weg, der auch geographisch von Ost nach West führt, hat Peter der Große beschriften. (Jene winzige Insel des Westens, ein Musterbeispiel des emsigen und fortschrittlichen Europa, ist ihm zum großen Vorbild geworden, das schon in dem jungen Peter den ehrgeizigen Plan reifen ließ, aus seinem unterentwickelten Rußland ein modernes europäisches Land zu machen.) So unternahm er dann 1696/97 jene berühmte 18-monatige Reise durch Deutschland, Holland und England, auf der er sich Peter Michailow genannt haben und z.T. Inkognito geblieben sein soll,was ich mir kaum vorstellen kann, daja auch er nicht aufsein Gefolge verzichtet haben wird. Immerhin ist es verbürgt, daß er während dieser Reise 3 Monate als Zimmermann auf einer Werft arbeitete, um sich Schiffbaukenntnisse anzueignen eine Episode, die ja bekanntlich Lortzing zu seiner küstlichen Oper Zar und Zimmermann anregte.

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Die Reiseeindrücke setzte er dann in eine gewaltige Reform nach westlichem Vorbild um. Er verlegte den Regierungssitz nach Petersburg und baute dieses zu einem Fenster zum Westen oder Fenster nach Europa aus. Er führte die westliche Mode ein, veranlaßte die Gründung von Handwerksbetrieben, Schulen, Zeitungen und Theatern und reorganisierte den gesamten Justiz und Verwaltungsapparat, wobei er darauf Wert legte, daß es auch für einfache Leute Aufstiegsmöglichkeiten gab. Er hatte ja selbst mit Katharina eine einfache Frau geheiratet, eine aus einer litauischen Bauernfamilie stammende Magd. (Übrigens heiratete seine und Katharinas Tochter Anna 1725 den deutschen Herzog Karl-Friedrich von Schleswig-Holstein und wurde dadurch Stammutter des Hauses Romanow-Holsstein, also strenggenommen einer deutsch-russischen Dynastie. )

Von größerer kultureller Bedeutung war aber die von einem deutschen Philosophen, nämlich Leibniz, stammende Idee, in St. Petersburg eine Akademie der Wissenschaften zu gründen, die Peter gierig aufgriff, wobei er sich jahrelang von Leibniz beraten ließ. Die Idee wurde auch in die Tat umgesetzt. Allerdings wurde die Akademie erst einige Monate nach seinem Tod im Jahr 1725 eröffnet. An dieser Akademie wirkten viele bedeutende europäische Wissenschaftler, z eine Zeitlang auch der große Mathematiker und Physiker Leonhard Euler.

37 Jahre nach dem Tod Peters des Großen landete die Kaiserkrone nach einigen Verwicklungen bei einer Deutschen, nämlich Sophie von Anhalt-Zerbst. Dazu kam es so: Peters Tochter Elisabeth, die die Krone nach seiner Witwe Katharina I. erhalten hatte, bestimmte1 ihren Neffen zum Thronerben, einen deutschen Herzog namens Peter, der als Zar Peter III. hieß. Elisabeth suchte auch selbst eine Frau für Peter III. aus: eben diese Sophie. Sophie veranlaßte den Sturz ihres Mannes und wohl auch seine anschließende Ermordung, wodurch sie selbst unangefochtene Kaiserin wurde. Als Kaiserin nannte sie sich nun Katharina (Katharina ). Die Geschichtsschreiber verliehen ihr den Beinamen die Große. Jedenfalls in der ersten Zeit ihrer Regierung hat sie diesen Namen wohl verdient; denn sie setzte die Reformen Peters des Großen zunächst fort, zeigte sich auch für aufklärerische Ideen offen, schwenkte aber dann um und bekämpfte z.B. Voltaires Ideen. So war sie dann in den letzten Jahren ihrer Regierung eine eher reaktionäre Kaiserin. Was sie aber fortsetzte, war die Politik, die darauf abzielte, technische Errungenschaften aus dem Westen zu importieren. Vor allem war sie es, die durch das Versprechen von eigenem Grund und Boden über 30.000 deutsche Auswanderer nach Rußland lockte, die sich an der unteren Wolga

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ansiedelten und dort eine Musterkolonie gründeten, deren Bevölkerung bis zum 1. Weltkrieg auf 600.000 anwuchs. Ferner ernannte sie den Baltendeutschen Jakob Johann von Sievers zum Gouverneur des Gebiets von Nowgorod, der hieraus eine blühende Provinz nach westlichem Vorbild machte.Aus Göttingen holte Katharina Professor Schlözer, der ein Schulprogramm entwarf, Kirchenbücher einführte und so die Grundlagen eines modernen Personenstandswesens schuf.

Katharinas Nachfolger setzen diese Politik mit unterschiedlicher Intensität fort, so daß Rußland während des 19. Jahrhunderts eine wachsende Annäherung an den wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Standard Westeuropas erreicht. So leitet der Münchner Baumeister Leo von Klenze, auf den ja große Teile des Münchner Stadtbilds zurückgehen, ab 1840 den Umbau der St. Petersburger Eremitage. Und Alexander II. schafft unter dem Einfluß der Aufklärung 1861 die Leibeigenschaft ab.

Aber es waren wieder Deutsche, die indirekt für den großen B,ruch in der russischen Geschichte verantwortlich waren, nämlich für die Oktoberrevolution von 1917. Und zwar aus zwei Gründen:

1) Es waren die Deutschen Marx und Engels, die 1848 das Kommuni
stische Manifest verfaßten, das zusammen mit Marxens Hauptwerk
Kapital die theoretische Grundlage für den von Lenin weiterentwickelten
Kommunismus legte, und

2) ohne die Wirren des zumindest auch von Deutschen
verschuldeten l. Weltkriegs wäre wohl die Oktoberrevolution von 1917
nicht möglich gewesen.

Die folgenden Jahre bis 1945 sind dunkle Punkte sowohl in der deutschen wie in der russischen Geschichte. Während Hitler Millionen von Juden umbringen läßt, verfährt Stalin bei seinen sog. Säuberungen mit unliebsamen Bevölkerungsgruppen ähnlich. Im 2. Weltkrieg kommt es zunächst zu einem Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und Rußland. Hitler kündigt ihn aber einseitig auf, überfällt Rußland, und obwohl er letztlich zurückgeworfen wird, müssen viele Millionen von Russen ihr Leben lassen.

Nach 1945 bilden sich im Westen und Osten Europas zwei feindliche Blöcke, die durch einen Eisernen Vorhang getrennt werden, der mitten durch das geteilte Deutschland verläuft. Im Ostteil Deutschlands bildet sich eine von Rußland abhängige, eine sozialistische Republik, die DDR, während sich der Westteil, die BRD, an die USA und die anderen westlichen Länder anschließt. Es entwickelt sich ein unsinniges Wettrüsten, das durch die neue deutsche Ostpolitik unter Willy Brandt abgelöst wird.

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Hierdurch kommt es zu wachsender Entspannung zwischen den Blöcken, so daß die Zeit reif wird für Reformatoren wie Gorbatschow und Jelzin und schließlich auch für den Fall der Mauer und die Vereinigung beider Teile Deutschlands. Und vor wenigen Tagen unterzeichneten die 12 EU-Länder mit Rußland ein Partnerschaftsabkommen, das den Boden bereiten könnte für eine echte Erweiterung der EU nach Osten. Hoffen wir, daß die Entwicklung in dieser Richtung weitergeht, und daß sie schließlich zu einer dauerhaften Freundschaft zwischen den westlichen und den östlichen Völkern Europas führt.

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Alles Gelaber oder was?

Jugendsprache Fundgrube für Werber

Eltern sind verderbte Wesen für den psycho-religiösen Pubi. Zu erkennen ist er/sie am Bucherregal, in dem sich Werke über Farblehren, Wünschelruten, Elfen und Ich-Findung durch Fasten stappeln. Der Spiri-Pubi ist also normalerweise ein dünnes Kärlchen/ Weibchen mit -weißer Haut und schwarzen Klamotten, der das Tageslicht meidet wie ein Vampir.

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Egal ob Hip-Hopper, Punk, Müsli oder Normale: Wer zu einer der unzähligen Jugendgruppen gehören will, muß so reden wie die anderen. Nicht nur an ihrer Kleidung und Musik erkennen sich die Gleichgesinnten, sondern auch und vor allem an ihren Jargons.

Damit wollen sich die Jugendlichen in erster Linie vom "uten Deutsch" der Eltern und Lehrer abgrenzen: "Sie distanzieren sich von der Erwachsenenwelt, in dem sie gegen deren Sprachnormen verstoßen", sagt die Düsseldorfer Linguistin Eva Neuland.

Dabei entwickeln die Kids bemerkenswerte Kreativität: Sie erfinden neue Begriffe (Du motziger Ätzer), übernehmen Wörter aus dem Englischen (Ich bin voll ausgepowert) und setzen deutsche Wörter zu neuartigen Wendungen zusammen (Ich mach' mir da jetzt echt keinen Kopf drüber).

Angesichts der Wbrtspielereien ihrer Kinder warnen viele Eltern schnell vor schlechtem Deutsch und Sprachverfall. Sie vergessen dabei, daß die Sprache nicht festgemauert in der Erden steht, unveränderlich bis ans Ende aller Tage, sondern sich weiterentwickeln muß, um einer sich immer schneller verändernden Welt gerecht zu werden. Für Sprachwissenschaftler ist die Jugendsprache ein wichtiger Motor dieses Sprachwandels.

Mit Twent-fluid no future für Pickel und Keime: Vor aflem die Werbung übernimmt gern die Sprachspiele der Kids und hat dabei den Marktfaktor Jugend fest im Blick. Wie Pickelkeime verbreiten sich die Trend-Wörter über die Medien und landen schließlich in den Lexika der Standardsprache. Wörter wie abgefuckt, affengeil oder ätzend stehen zum Beispiel längst im Duden.

Für die Jugendlichen sind sie damit out, zur Provokation der Alten untauglich, weil sie jetzt selbst ein Teil des Erwachsenen-Gelabers sind.





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