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Erfolgreicher deutscher Sozialstaat




Text 1

Armut in Deutschland eine kritische Bilanz

Die Zahlen klingen gefährlich. Jeder achte Deutsche ist von Arnut bedroht, verkündet Sozialminister Olaf Scholz (SPD). Das wären fast elf Millionen in Deutschland, unter ihnen knapp zwei Millionen Kinder. Der neue Armutsbericht der Bundesregierung hat eine heftige Diskussion darüber ausgelöst, ob sich die deutsche Gesellschaft zunehmend in oben und unten spaltet ob also die globalisierte Wirtschaft die Reichen reicher und die Armen ärmer macht.

Unter 800 Euro im Monat

Zwar war der Anteil der Menschen mit wenig Geld beim letzten Armutsbericht vor einigen Jahren ähnlich hoch. Doch damals galt jemand als armutsgefährdet, wenn er knapp 1000 Euro im Monat zur Verfügung hatte. Heute beginnt die Armutsgefährdung erst bei knapp 800 Euro, damit die Zahlen in der Europäischen Union vergleichbar sind. Das bedeutet: Es sind seit dem letzten Bericht mehr Deutsche bedürftig geworden.

Aber was heißt überhaupt arm? Die amtliche Definition erfasst alle Deutschen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens der Gesamtbevölkerung auskommen müssen. Gemeint ist nicht das durchschnittliche Nettoeinkommen; das mittlere beruht auf einer komplizierten Berechnung. Die Tücken der Statistik zeigt ein Beispiel: Wenn Bill Gates und 50 weitere Milliardäre nach Deutschland einwandern, steigt das durchschnittliche Nettoeinkommen und es werden statistisch mehr Deutsche arm obwohl sie genauso viel geld haben wie vorher und sich genauso viel davon kaufen können.

Wo ein armer Deutscher als reich gilt

Vergleicht man die Armutsgrenze von 781 Euro mit den Summen, die Menschen in anderen Erdteilen zur Verfügung stehen, mag ein armer Deutscher vielen Afrikanern oder Südamerikanern reich vorkommen. Doch es geht bei der Armutsdefinition ja darum, ob jemand im Vergleich zu den anderen in seiner eigenen Gesellschaft wenig hat. Und ob er sich und seine Kinder zum Beispiel von den Konsum- und Bildungsmöglichkeiten ausgeschlossen fühlen muss, die das reiche Deutschland bietet. So betrachtet, sind 781 Euro wenig Geld.

Kritiker behaupten, der Bericht der Bundesregierung unterschätze die Spaltung der Gesellschaft sogar. Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband, eine selbsternannte Lobby der Schwächeren, verweist darauf, dass die Zahlen für den Bericht aus dem Jahr 2005 stammen. Die Reformen unter dem Stichwort Harz IV, benannt nach Peter Harz, dem Leiter der von der Bundesregierung unter Gerhard Schröder 2002 eingesetzten Arbeitsmarkt-Kommission, sahen schärfere Bedingungen für die Auszahlungen von Sozialleistungen bei Arbeitslosigkeit vor. Sie wirkten erst später und erhöhten die Zahl der Armen.

Andere Studien andere Ergebnisse

Ökonom Richard Hauser, der seit Jahrzehnten auf diesem Arbeitsfeld forscht, bemängelt die Gewinnung der Daten. Die Befragten seien nicht zufällig ausgewählt und damit womöglich repräsentativ, sondern hätten sich freiwillig gemeldet. Weil nur auf Deutsch gefragt wurde, würden zu wenige potenziell stark armutsgefährdete Ausländer mit geringen Deutschkenntnissen erfasst.

Kein Wunder, dass zudem andere Studien zu anderen Ergebnissen kommen: Sie schätzen den Anteil der Armutsgefährdetet auf 18 Prozent und den der bedürftigen Kinder sogar auf ein Viertel. Jedes vierte Kind arm? Solchen Zahlen halten wiederum Kritiker dieser Statistik nicht vereinbar mit der beobachteten Lebensrealität. Sie finden, dass sich das reiche Deutschland selbst arm rechnet.

Erfolgreicher deutscher Sozialstaat

Zum einen, weil ein relativer Wert wie weniger als 60 Prozent des Nettoeinkommens wenig darüber aussagt, ob jemand zu wenig zum Leben hat. Und zum anderen, weil es seit 2004 einen Wirtschaftsaufschwung gab, bei dem 1,5 Millionen Arbeitsplätze entstanden. Es dürfte also heute weniger Armutsgefährdete geben als zu dem Zeitpunkt, als die Daten für den Armutsbericht gesammelt wurden. Ganz gleich, ob man den Armutsbericht für zu positiv oder zu negativ hält eines wird beide Seiten besänftigen: Internationale Zahlen zeigen, dass der deutsche Sozialstaat besonders erfolgreich dabei ist, die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu verringern. Wer armutsgefährdet ist, wäre es ohne die Leistungen des Staates noch viel mehr.

Aufgaben nach dem Text

Aufgabe 1. Bestimmen Sie Form und Funktion des Konjunktivs in den in Gelb hervorgehobenen Sätzen.

Aufgabe 2. Antworten Sie auf die Fragen zum Text.

 

Aufgabe 3. Gestalten Sie den Texte zu einem Gespräch.

Text 2

Unterschicht in Deutschland?

Staat und Gesellschaft

Wir leben in einem Staat, der Bundesrepublik Deutschland. In diesem Staat sind alle Menschen als Staatsbürger/innen gleich. Ein/e Topmanager/in darf genauso wenig bei Rot über die Ampel fahren wie eine Putzkraft, und ein/e Richter/in hat genauso eine Stimme bei den Wahlen wie ein/e Arbeitslose. Frauen haben die gleichen Rechte wie Männer, Alte wie Junge (soweit sie 18 sind), Katoliken/innen wie Protestanten/innen, Moslems/innen oder Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören.

Aber wir leben auch in einer Gesellschaft. Als Gesellschaftsmitglieder sind wir keineswegs gleich. Die einen sind reich, die anderen arm. Die einen sind reich, die anderen sind arm. Die einen haben studiert, die anderen nicht einmal die Hauptschule abgeschlossen. Die einen sind berühmt, für die anderen interessiert sich kein Mensch.

Wenn man die Gesellschaft untersuchen will, muss man also die Unterschiede herausfinden und festlegen, welche Merkmale wichtig sind, um die Gesellschaftsmitglieder zu unterscheiden. Wenn man die Gesellschaft näher betrachtet, ist es einerseits wichtig, die Unteschiede in den Blick zu nehmen, andererseits aber auch Gemeinsamkeiten zu finden, nach denen man die Gesellschaftsmitglieder in ein Modell einsortieren kann. Davon ausgehend unterscheidet man drei Gesellschaftsmodelle: wie eine Pyramide die meisten sind unten, und nach oben werden es immer weniger; wie eine Zwiebel ganz unten und ganz oben sind relativ wenige, die meisten befinden sich in der Mitte; wie einen Rahmen, in dem Gruppen eingezeichnet werden, die z.T. von oben bis unten reichen je nach Kriterium.

Was ist Armut?

Armut ist sicherlich oftmals eine persönliche Empfindung. Aber es gibt dafür auch eine statistische Definition: Man unterscheidet zwischen absoluter Armut und relativer Armut.

→ Absolut arm ist ein Mensch, der seine Grundbedürfnisse nicht ausreichend decken kann, also beispielsweise nicht genug zu essen hat und dementsprechend hungern muss. Unser soziales Sicherungssystem verhinert eigentlich, dass es absolute Armut in Deutschland gibt.

→ Relativ arm ist jemand, der über weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens verfügt, der sich also deutlich weniger leisten kann als andere. Die Statistiker nennen diesen Zustand Armutsgefährdung. Das betrifft in Deutschland immerhin 10,6 Millionen Menschen, ist also keineswegs eine Randerscheinung.

Aufgaben nach dem Text

Aufgabe 1. Was meinen Sie, sind wichtige 10 Merkmale zur Unterscheidung der Gesellschaftsmitglieder?

Aufgabe 2. Wie kann das Bild der Gesellschaft in Deutschland und in Ihrem Heimatland aussehen? Wo würden Sie sich selbst einordnen? Begründen Sie Ihre Auffassung.

Aufgabe 3. Anhand welcher Merkmale kann man Menschen erkennen, die zur Unterschicht gehören?

Ø Sie trinken Dosenbier.

Ø Sie verfügen über ein geringes Einkommen.

Ø Sie haben vielfältige Interessen.

Ø Sie laufen den ganzen Tag im Trainingsanzug rum.

Ø Sie sind strebsam und konsequent in ihren Handlungen.

Ø Sie haben keinen oder niedrigen Bildungsabschluss.

Ø Sie sind arbeitslos.

Ø Sie haben keine Lust, arbeiten zu gehen.

Ø Sie gucken viel Fernsehen, und zwar vor allem die privaten Sender.

Ø Sie haben viele Kinder.

Ø Sie sind drogensüchtig.

Ø Sie jammern und meckern ständig über die soziale Ungerechtigkeit.

Aufgabe 4. Lesen Sie den Auszug aus einem Interview mit dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt und bestimmen Sie, wo er aus Ihrer Sicht recht hat, wo er irrt, was er nicht erwähnt. Wie beurteilen Sie die Aussage von Helmut Schmidt?

Ja, so etwas gibt es in jedem Land der Welt und zu jeder Zeit der Welt. Das hat es im 19. Jahrhundert gegebenen, im 20. und auch im 21. Jahrhundert. Allerdings wird es weitgehend dramatisiert. Das Jammern über Armut in Deutschland muss endlich aufhören. Das, was man heute als Prekariat bezeichnet sagen wir, ein 18jähriges Mädchen, das ein Kind zur Welt gebracht hat und von der Sozialfürsorge, genannt Hartz IV oder Arbeitslosengeld II, eine Wohnung bekommt und einen Fernseher, die Miete braucht sie nicht selbst zu bezahlen , solche Schicksale gab es immer. Dieses Mädchen gilt als arm und abgehängt, doch in Wirklichkeit geht es ihr unendlich viel besser, als es uns in ihrem Alter gegangen ist. Wer heute von Hartz IV lebt, hat meist einen höheren Lebensstandard als in meiner Jugend ein Fachsrbeiter mit Frau und Kindern.

Aufgabe 4. Was ist Ihres Erachtens am wichtigsten, wenn man sozial aufsteigen möchte? Und was behindert Ihrer Meinung nach sozialen Aufstieg? Diskutieren Sie diese Probleme in der Gruppe.

Text 3

Aufgaben vor dem Text

Aufgabe 1. Sehen Sie sich das Schaubild an und beschreiben Sie es, indem Sie folgende Fragen beantworten:

1. Worauf verweist der Titel des vorliegenden Schaubildes?

2. Worüber liefert das Schaubild die Informationen?

3. Wie ist das Schaubild dargestellt?

4. Welcher Quelle ist das Schaubild entnommen?

5. Aus welchem Zeitraum stammen die Angaben?

6. Wie werden diese Angaben ausgedrückt?

7. Welche Sozialgruppen der Bevölkerung finden im Schaubild ihren Niederschlag?

8. Was geht aus dem Schaubild hervor?

9. Worüber gibt uns die Legende Auskunft?

10. Welches Fazit ist aus dem Schaubild zu ziehen?

Aufgabe 2. Lesen Sie den Text und bringen Sie seinen Inhalt in Einklang mit dem oben beschriebenen Schaubild.





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: 2015-10-27; !; : 277 |


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